Dritter Akt
Chor der thebanischn Alten. Kreon.
Chor
Glückselige solcher Zeit, da man nicht schmecket das Übel;
Denn wenn sich reget von Himmlischen
Einmal ein Haus, fehlt's dem an Wahnsinn nicht,
In der Folge, wenn es
Sich mehrt. Dem gleich, wenn unten,
Auf pontischer See, bei übelwehenden
Thrazischen Winden, die Nacht unter dem Salze
Eine Hütte befallen,
Von Grund aus wälzt sie das dunkle
Gestad um, das zersauste,
Und von Gestöhne rauschen die geschlagnen Ufer.
Alternd von Labdakos' Häusern,
Den untergegangenen, seh ich Ruin fallen
Auf Ruin; noch löset ab ein Geschlecht
Das andre, sondern es schlägt
Ein Gott es nieder. Und nicht Erlösung hat er.
Denn jetzt ist über die letzte
Wurzel gerichtet das Licht
In Ödipus' Häusern.
Und der tödliche, der Staub
Der Todesgötter zehret sie aus,
Und ungehaltnes Wort und der Sinne Wüten.
Vater der Erde, deine Macht,
Von Männern wer mag die mit Übertreiben erreichen?
Die nimmt der Schlaf, dem alles versinket, nicht
Und die stürmischen, die Monde der Geister
In alterloser Zeit; ein Reicher,
Behältst des Olympos
Marmornen Glanz du,
Und das Nächste und Künftige
Und Vergangne besorgst du.
Doch wohl auch Wahnsinn kostet
Bei Sterblichen im Leben
Solch ein gesetztes Denken.
Die Hoffnung lebet, ruhlos irrend,
Und vielen Männern hilft sie,
Täuscht vieler leichte Sinne.
Bleibt, bis dem, der an nichts denkt,
Die Sohle brennet von heißem Feuer.
Aus eines Mannes Weisheit ist
Ein rühmlich Wort gekommen:
Das Schlimme schein oft trefflich
Vor einem, sobald ein Gott
Zu Wahn den Sinn hintreibet.
Er treibt's aber die wenigste Zeit
Gescheuet, ohne Wahnsinn.
Hämon kommt hier, von deinen Söhnen
Der Jüngstgeborne, bekümmert ist der,
Daß untergehen soll Antigone,
Die junge Frau, die hochzeitliche,
Vom tückischen Bett erkranket.