Und dann war Jos auf einmal tot
Er wollte einfach nicht mehr weiterleben
Er hat sich eines Tages aufgegeben
Ich sah es kommen und stand bloß daneben
Er hat nicht nur damit gedroht
Nein, er stieg einfach aus dem Boot
Man glaubt oft, daß man einen kennt
Nun ja, ich habe das ganz gut verstanden
Obwohl wir nicht gleich zueinander fanden
Er taute auf, als wir uns besser kannten
Dann ging ein Riß durch den Zement
Dann war er mir nicht mehr so fremd
Wenn wir zu zweit an stillen Sommertagen
Im Abendrot am dunklen Wa**er lagen
Konnte er mir auf einmal alles sagen
Er hatte sich an mich gewöhnt
Und uns hat nicht mehr viel getrennt
Er sah mir selten in's Gesicht -
Auch als wir schon beinahe Freunde waren
Er hatte Angst sich ganz zu offenbaren
Er konnte stundenlang in's Leere starren
Dann wußte ich, er möchte nicht
Daß man das Schweigen einfach bricht
Er wollte eine harte Schale haben
Sich vor der ganzen Welt in sich vergraben
Ich saß dabei und zwang mich, nicht zu fragen
Denn irgendwie, da wußte ich
Daß er von ganz alleine spricht
Und dann hat er von sich erzählt
Von Eltern, die sich immerzu nur streiten
Er hin- und hergerissen zwischen beiden
Und schließlich la**en sie sich scheiden
Und wen von beiden er auch wählt
Er fühlt, daß ihm der andre fehlt
Er scheint auf einmal überall zu stören
Zu keinem Menschen richtig zu gehören
Und trotzig will er sich dagegen wehren
Er möchte Liebe und erhält
Viel Schokolade und viel Geld -
Man steckt ihn in ein Internat -
Am Anfang möchte er vor Heimweh sterben
Doch was er fühlt, kann er bald gut verbergen
Er lernt zu lügen, um geliebt zu werden
Er ist ein schlechter Kamerad
Kaum einer gibt sich mit ihm ab
Und nach der Schule läßt er sich so treiben
Will nichts erreichen und will nirgends bleiben
Nur weil er glaubt, ihn könnte keiner leiden
Vertraut er keinem guten Rat -
Und seine Wege sind nicht grad
Das alles hat er mir gesagt
Er konnte früher nie darüber reden
Doch mir erzählte er sein ganzes Leben
Hätt' ich ihm damals bloß die Hand gegeben
Und ihm gesagt, daß ich ihn mag
Mein Gott, es war sein letzter Tag
Den letzten Brief schrieb er an mich -
Und darin stand: "Auch du hast mich belogen
Mit deinem milden Lächeln mich betrogen
Und mich am Ende wieder abgeschoben
Es denkt halt jeder nur an sich
Und trotzdem hoffte ich auf dich -
Ich fühlte mich ganz wohl in deiner Nähe
Du mußt verzeihn, wenn ich so einfach gehe
Das ist nur, weil ich keinen Sinn mehr sehe
Ich will nicht mehr
Leb wohl - dein Jos"