Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage
Ihr seyd zwar schön, doch nicht vor mich –
Der Sommer macht mir heiße Plage
Die Herbstluft ist veränderlich
Drum stimmt die Liebe mit mir ein:
Der Winter soll mein Frühling seyn!
Der Winter zeigt an seinen Gaben
Die Schäze gütiger Natur
Er kan mit Most und Äpfeln laben
Er stärckt den Leib und hilft der Cur
Er bricht die Raserey der Pest
Und dient zu Amors Jubelfest!
Der Knaster schmeckt bey kaltem Wetter
Noch halb so kräftig und so rein –
Die Jagd ergözt der Erden Götter
Und bringt im Schnee mehr Vortheil ein!
Der freyen Künste Ruhm und Preis
Erhebt sich durch den Winterfleiß!
Die Zärtligkeit der süßen Liebe
Erwehlt vor andern diese Zeit –
Der Zunder innerlicher Triebe
Verlacht des Frostes Grausamkeit!
Das Morgenroth bricht später an
Damit man länger küßen kan!
Der Schönen in den Armen liegen
Wenn draußen Nord und Regen pfeift
Macht so ein inniglich Vergnügen
Dergleichen niemand recht begreift!
Er habe denn mit mir gefühlt
Wie sanfte sich's im Finstern spielt!
Da ringen die getreuen Armen
Mit Eintracht und Ergözligkeit –
Da laßen sie den Pfiehl erwarmen
Den oft ein falsches Dach beschneit!
Da streiten sie mit Kuß und Biß
Und wüntschen lange Finsternüß!
Das Eiß beweist den Hofnungsspiegel
Der viel entwirft und leicht zerfällt –
Ich küße den gefrornen Riegel
Der mir Amanden vorenthält
So oft mein Spiel ein Ständchen bringt
Und Sayth und Flöthe schärfer klingt!
Ich zieh den Mond- und Sternenschimmer
Dem angenehmsten Tage vor
Da heb ich oft aus meinem Zimmer
Haupt, Augen, Herz und Geist empor –
Da findet mein Verwundern kaum
In diesem weiten Raume Raum!
Euch Brüder hätt ich bald vergeßen
Euch, die ihr nebst der deutschen Treu
Mit mir viel Nächte durch geseßen!
Sagt, ob wo etwas Beßres sey
Als hier bey Pfeifen und Camin
Die Welt mitsamt den Grillen fliehn!
Der Winter bleibt der Kern vom Jahre
Im Winter bin ich munter dran –
Der Winter ist ein Bild der Baare
Und lehrt mich leben, weil ich kan!
Ihr Spötter redet mir nicht ein –
Der Winter soll mein Frühling seyn!