William Shakespeare - Hamlet, 3. Akt, 3. Szene lyrics

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William Shakespeare - Hamlet, 3. Akt, 3. Szene lyrics

Ein Zimmer im Schlosse. Der KÖNIG, ROSENKRANZ und GÜLDENSTERN treten auf. KÖNIG Ich mag ihn nicht; auch stehts um Uns nicht sicher, Wenn frei sein Wahnsinn schwärmt. Drum macht Euch fertig! Ich stelle schleunig Eure Vollmacht aus, Und er soll dann mit Euch nach England hin. Die Pflichten Unsrer Würde dulden nicht Gefahr so nah, als hinter seinen Brauen Sie stündlich uns erwächst. GÜLDENSTERN Wir wolln uns vorsehn. [GÜLDENSTERN] Es ist gewissenhafte, heilge Sorge, Die vielen, vielen Seelen zu erhalten, Die Eure Majestät belebt und nährt. ROSENKRANZ Schon das besondre, einzelne Leben muß Mit aller Kraft und Rüstung des Gemüts Vor Schaden sich bewahren; doch viel mehr Der Geist, an dessen Heil das Leben vieler Beruht und hängt. Der Majestät Verscheiden Stirbt nicht allein, es zieht gleich einem Strudel Das Nahe mit. Sie ist ein mächtig Rad, Befestigt auf des höchsten Berges Gipfel, An dessen Riesenspeichen tausend Dinge Gekittet und gefugt sind; wenn es fällt, So teilt die kleinste Zutat und Umgebung Den ungeheuren Sturz. Kein König je Seufzte allein ohn allgemeines Weh. KÖNIG Ich bitte, rüstet Euch zur schnellen Reise; Wir müssen diese Furcht in Fesseln legen, Die jetzt zu freien Fußes geht. ROSENKRANZ und GÜLDENSTERN Wir eilen. Beide ab. Polonius kommt. POLONIUS Mein Fürst, er geht in seiner Mutter Zimmer. Ich will mich hinter die Tapete stellen, Den Hergang anzuhören; seid gewiß, Sie schilt ihn tüchtig aus, und wie Ihr sagtet - Und weislich wars gesagt -, es schickt sich wohl, Daß noch ein andrer Zeug' als eine Mutter, Die von Natur parteiisch, ihr Gespräch Im stillen anhört. So lebt wohl, mein Fürst! Eh Ihr zu Bett geht, sprech ich vor bei Euch Und meld Euch, was ich weiß. KÖNIG Dank, lieber Herr! Polonius ab. O meine Tat ist faul, sie stinkt zum Himmel; Sie trägt den ersten, ältesten der Flüche, Mord eines Bruders! - Beten kann ich nicht, Ist gleich die Neigung dringend wie der Wille: Die stärkre Schuld besiegt den starken Vorsatz, Und wie ein Mann, dem zwei Geschäft obliegen, Steh ich in Zweifel, was ich erst soll tun, Und la**e beides. Wie, wär diese Hand Auch um und um in Bruderblut getaucht, Gibt es nicht Regen gnug im milden Himmel, Sie weiß wie Schnee zu waschen? Wozu dient Die Gnad, als vor der Sünde Stirn zu treten? Und hat Gebet nicht die zwiefache Kraft, Dem Falle vorzubeugen und Verzeihung Gefallnen auszuwirken? Gut, ich will Emporschaun; mein Verbrechen ist geschehn. Doch oh, welch eine Wendung des Gebets Ziemt mir? Vergib mir meinen schnöden Mord? Dies kann nicht sein; mir bleibt ja stets noch alles, Was mich zum Mord getrieben: meine Krone, Mein eigner Ehrgeiz, meine Königin! Wird da verziehn, wo Missetat besteht? In den verderbten Strömen dieser Welt Kann die vergoldete Hand der Missetat Das Recht wegstoßen, und ein schnöder Preis Erkauft oft das Gesetz. Nicht so dort oben! Da gilt kein Kunstgriff, da erscheint die Handlung In ihrer wahren Art, und wir sind selbst Genötigt, unsern Fehlern in die Zähne, Ein Zeugnis abzulegen. Nun? Was bleibt? Sehn, was die Reue kann. Was kann sie nicht? Doch wenn man nicht bereuen kann, was kann sie? O Jammerstand! O Busen, schwarz wie Tod! O Seele, die, sich frei zu machen ringend, Noch mehr verstrickt wird! - Engel, helft! Versucht! Beugt euch, ihr starren Knie! Gestähltes Herz, Sei weich wie Sehnen neugeborner Kinder! Vielleicht wird alles gut. Entfernt sich und kniet nieder. Hamlet kommt. HAMLET Jetzt könnt ichs tun, bequem; er ist im Beten. Jetzt will ichs tun - und so geht er gen Himmel, Und so bin ich gerächt? Das hieß': ein Bube Ermordet meinen Vater, und dafür Send ich, sein einzger Sohn, denselben Buben Gen Himmel. Ei, das wäre Sold und Löhnung, Rache nicht. Er überfiel in Wüstheit meinen Vater, Voll Speis', in seiner Sünden Maienblüte. Wie seine Rechnung steht, weiß nur der Himmel, Allein nach unsrer Denkart und Vermutung Ergehts ihm schlimm; und bin ich dann gerächt, Wenn ich in seiner Heiligung ihn fa**e, Bereitet und geschickt zum Übergang? - Nein. Hinein, du Schwert! Sei schrecklicher gezückt! Wenn er berauscht ist, schläft, oder in Wut, In seines Betts blutschänderischen Freuden, Beim Spielen, Fluchen oder anderm Tun, Das keine Spur des Heiles an sich hat: Dann triff ihn, daß die Fersen ihm gen Himmel Ausschlagen, daß die Seele so verflucht Und schwarz sei wie die Höll, wohin sie fährt! - Die Mutter wartet mein. - Dies Mittel schlage Nur an zur Dehnung deiner siechen Tage! Ab. Der König steht auf und tritt vor. KÖNIG Das Wort fliegt auf, der Sinn hat keine Schwingen, Wort ohne Sinn kann nicht zum Himmel dringen. Ab.

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