Ulrich Roski - Das mutige Eichhorn lyrics

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Ulrich Roski - Das mutige Eichhorn lyrics

In einem gut gepflegten Stadtforst lebte einmal ein mutiges und belesenes Eichhorn, direkt am Rande des Naturlehrpfades. Dort trug jeder Baum ein Namensschild, damit er wußte, wie er hieß, und das belesene Eichhorn prägte sich alles genau ein – besonders die lateinischen Namen. Mehr tat es nicht, denn es wollte gern ein intellektuelles Eichhorn sein. Frau Eichhorn war das nun aber gar nicht recht: "Keine Nuss ist auf der hohen Kante", raunte sie, "Und nichts hab' ich anzuzieh'n. Seit Jahren lauf' ich nun schon herum in diesem schäbigen braunen Filz!" "Aber Portia", entgegnete das Eichhorn mutig, "So hat es die Natur nun mal gewollt. So steht es auch auf jener Tafel: "Gemeines Eichhorn, Sciurus vulgaris, baumbewohnendes Nagetier, buschiger Schweif, Fell: rötlich-braun." Frau Eichhorn sprach: "Von deinen Tafeln Brauchst du mir gar nichts vorzuschwafeln! Ich wünsche mir, denn mir gefällt's, Zum Winter einen Wieselpelz." "Wiesel!?", jammerte das Eichhorn mutig, "Hör' ich recht – Mustela nivalis? – Blutrünstiges Kleinraubtier und natürlicher Feind des gemeinen Eichhorns?" "Auch ein Feind", meint Frau Eichhorn gut aufgelegt "Hält warm, wenn man sein Fell im Winter trägt! Und nun, mein geliebter Sivicius raetrox, scher dich fort! Sonst blas ich dir Pfeffer in deinen podex colossalis!" Da schlich das Eichhorn mutig von dannen, bewaffnete sich mit einem knorrigen Waldglockenblümchen, und machte sich auf die Wieseljagd. Um sich Mut zu machen murmelte es dauernd geflügelte Worte, wie: "Si tacuisses Philosophus mansisses!" "So isses!" Meinte das Wiesel und sprang aus den Busch "Doch sei auf der Hut Mich gelüstet nach deinem Römerblut! Ergo status!" Beherzt sprang das Eichhorn auf eine nahegelegene Tanne und zitterte so heftig vor Mut, da** ein Zapfen herunterfiel, und dem Wiesel das Bewußtsein raubte. Als es sich nach einer guten Stunde immer noch nicht gerührt hatte, sprang das Eichhorn mutig vom Baum herab und hieb ihm mit einem gewaltigen Streich, die Glockenblume ins Genick. Da starb das Wiesel mit Gestöhn' Und rief: "Und dennoch war es schön!" "Vae victis!" triumphierte das Eichhorn mutig schleifte das Wiesel durch den Wald und brüllte: "Ich hab' das Unmögliche möglich gemacht Ich habe das Wiesel umgebracht! In meiner Wut bin ich fürchterlich! Ich bring' dir den Pelz, Portia, freust du dich?" Doch Portias Freude war nicht ungetrübt, denn der Marder hatte sie gerade gefressen. Und ungeniert verspeiste er das mutige Eichhorn zum Dessert. "Zwei Hörnchen im Bauch", meinte er danach "Sind besser, als ein Brötchen auf dem Dach!" Moral: "Sitzt der Marder hinterm Baum Nützt Latein dem Eichhorn kaum!" Oder: "Wer das Unmögliche möglich macht, sollte dennoch Das Wahrscheinliche nicht ganz aus den Augen verlieren!"

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