Ich bin ein Mensch von sanftem Wesen, stets hilfsbereit und angenehm Ich galt schon als äußerst wohlgeratenes Kind, stets unaufdringlich und bequem Ich war so brav und friedlich Und so ausgesprochen niedlich Doch ich hab' ein and'res Ideal Ich wär' viel lieber liederlich Und ausgesprochen widerlich Und hinterhältig und brutal Ich möchte gern wie J.R. Ewing sein So ein neurotisches Charakterschwein Ein Typ, der Alle in die Pfanne haut Und selber heimlich an den Nägeln kaut Ich möchte gern wie J.R. Ewing sein Und nicht mehr Schnuckiputz und Mausilein Nicht mehr verträglich sondern hundsgemein – So möcht' ich sein! Ich gehe nie ins Kino, treibe keinen Sport und lese auch niemals ein Buch Ich sitze nur zwölf Stunden vor der Glotze, Tag für Tag, weil ich nach einem Vorbild such' Da sieht man viele miese Typen Ausgesprochen fiese Typen Meistens in der Tagesschau Doch nicht einer, der auf bieder macht Nur abgefeimte Niedertracht Trifft mein Wunschbild ganz genau Ich möchte gern wie J.R. Ewing sein Und so sensibel wie ein Pflasterstein Der macht doch nur den kleinen Finger krumm Schon fallen alle jungen Dinger um Ich möchte gern wie J.R. Ewing So ein gesellschaftliches Überbein Ein Mensch, der all seine Probleme löst Weil er beim Nasebohr'n auf Erdöl stößt Ich möcht' wie all die bösen Buben sein Stets obenauf, doch nicht ganz stubenrein Ein Kerl, der überall dazu gehört Und unbedenklich jeden Meineid schwört Mein Gott, das müsste doch zu schaffen sein Ich will wie all' die großen Affen sein Nichts in der Hose, aber'n Waffenschein – So möcht' ich sein!