Was knarrt und knirscht an kahlen Knochen Was kollert, bollert, bellt und bebt? Es ist der Totengräber Jochen Der nächtens eine Grube gräbt Man hat es ihm schon oft bescheinigt Da** er ein großer Gräber sei Damit beim Graben er nicht einnickt Singt er ein Liebeslied dabei: "Lebe wohl, lebe wohl Lebe wohl, du hast mich nie geliebt! Lebe wohl, lebe wohl Ich hab' geglaubt, da** es noch Liebe gibt Ich bin alt und du bist alt Wir müssen in die Grube bald Aber da wo Venus wallt Wird selbst ein Greisenherz nicht kalt Ich sah dich erstmals, als dein Neffe Mit vierundachtzig sanft entschlief Du klagtest, da** es hart dich treffe Da** ihn der Herr so zeitig rief In Liebe Lust und Glut entbrannt ich Als du am offnen Grabe stund'st Und warst du auch schon alt und grantig Entfachtest du doch meine Brunst Lebe wohl, lebe wohl Lebe wohl, du hast mich nie geliebt! Lebe wohl, lebe wohl Ich hab' geglaubt, da** es noch Liebe gibt Die Himmelsmacht entsendet dich In deinen letzten März Späte Liebe schändet nicht Doch du treibst mit der Liebe Scherz In einer lauen Nacht im Juno Als unsere Liebe kaum begann Traf ich dich mit dem Gärtner Bruno Im Park und in flagranti an Gewiss, ein heißes Herz verliebt sich In Sommernächten ab und zu Doch nicht in einen Kerl, der siebzig Jahr' jünger ist, als ich und du Lebe wohl, lebe wohl Lebe wohl, du hast mich nie geliebt! Lebe wohl, lebe wohl Ich hab' geglaubt, da** es noch Liebe gibt Doch ich bin's, der am besten lacht Und grabe vor mich hin Die Grube ist für zwei gedacht Und bald liegst du mit Bruno drin"