Man soll den Toten nicht nachweinen, denn jede Träne, die um sie vergossen wird, schmerzt sie gar fürchterlich. Die Verstorbenen finden dann keine Ruhe, es ist ihnen, als müssten sie zu ihren Angehörigen auf Erden zurückkehren. Kinder, die vor der Taufe gestorben waren, müssen alle Tränen, die um ihretwillen geweint werden, in einem Krug auffangen und diesen mit sich tragen, wenn sie mit anderen im Zuge der Frau Perchtl dahinwandern. Eine Mutter, der ihr Kind noch vor der Taufe gestorben war, weinte stets nach ihrem verlorenen Kinde. Als sie in der Thomasnacht von der Mette weg zum Grab ihres Kindes ging, begegenete sie dem Zuge der Perchtl. Da sah sie ihr zartes Kindlein, das einen großen Krug mit sich schleppte und wehmütig sprach: "Mutter, liebe Mutter, weine nicht! Schau, ich muß all Deine Tränen in diesem Kruge auffangen und herumtragen. Nun kann ich nicht mehr, denn der Krug ist mir schon zu schwer geworden."! Da sprach die Mutter: "Ich will nicht mehr weinen, mein liebes Herz!" Darauf lächelte das Kund und verschwand. Frau Perchtl aber sagte: "Schönen Dank, gute Mutter, Du hast Deinem Kind einen Namen gegeben und nun ist es erlöst." Im nächsten Augenblick schritt der Zug der Perchtl über das ferne Gebirge dahin.