Auf der Mittewalder Alm im oberen Eisacktal war es vor Jahren nicht geheuer. Niemand wollte mehr für und um gehen, denn die Alm war voll giftigen Gewürms; die Würmer waren dick und lang wie Wiesbäume. Verirrte sich jemand dorthinauf, dann wurde er augenblicklich aufgefressen. Die Gemeinde zog von der Alm keinen Nutzen; ja sie fürchtete, die Schlangen könnten auch noch herunterkommen, denn hie und da hörte man schon von Mittewald aus ihr greuliche Pfeifen. Da kam eines Tages ein altfremdes Manndl daher, und als es vom bösen Gewürm hörte, trug es sich für einen großen Geldbetrag an, es auszurotten; nur sollten sie ihm einen großen Holzstoß nahe bei der Alm aufrichten. Wenn aber eine weiße Schlange unter dem Gewürm sei, könne es nichts machen, das sollten sie ihm lieber frisch vorher sagen. Keiner jedoch hatte eine weiße Schlange gesehen. Das Manndl ging also hinauf und viele Dorfleute hinter ihm her. Als das Holz in vollen Flammen stand, begann das Manndl die Beschwörung. Da ward es lebendig auf der Alm, durch das dürre Gras heran rauschte es, unheimliches Pfeifen ertönte, und wie durch die Luft fliegend schossen die Würmer ins Feuer! Wütend schlugen sie in den Flammen herum, bis sie tot waren. Auf einmal hörte man oben vom Joch her ein schauerliches Zischen, ganz verschieden vom Pfeifen des übrigen Gewürms, und in Sturmeseile schoß ein weißer Wurm daher, schrecklich an Gestalt und Größe, und gerade auf den Fremden los, und als das Manndl voll Entsetzen mit dem Ausrufe: "Ich bin des Todes!" sich ins Feuer stürzte, ringelte sich der Wurm ihm nach und verbrannte selbst.