Zweiter Akt Chor der thebanischen Alten Ungeheuer ist viel. Doch nichts Ungeheuerer als der Mensch. Denn der, über die Nacht Des Meers, wenn gegen den Winter wehet Der Südwind, fähret er aus In geflügelten sausenden Häusern. Und der Himmlischen erhabene Erde, Die unverderbliche, unermüdete, Reibet er auf; mit dem strebenden Pfluge Von Jahr zu Jahr Treibt sein Verkehr er mit dem Rossegeschlecht, Und leichtträumender Vögel Welt Bestrickt er und jagt sie Und wilder Tiere Zug Und des Pontos salzbelebte Natur Mit gesponnenen Netzen, Der kundige Mann. Und fängt mit Künsten das Wild, Das auf Bergen übernachtet und schweift. Und dem rauhmähnigen Rosse wirft er um Den Nacken das Joch, und dem Berge Bewandelnden unbezähmten Stier. Und die Red und den luftigen Gedanken und städtebeherrschenden Stolz Hat erlernet er, und übelwohnender Hügel feuchte Lüfte und Die unglücklichen zu fliehen, die Pfeile. Allbewandert, Unbewandert. Zu nichts kommt er. Der Toten künftigen Ort nur Zu fliehen weiß er nicht, Und die Flucht unbeholfener Seuchen Zu überdenken. Von Weisem etwas, und das Geschickte der Kunst Mehr, als er hoffen kann, besitzend, Kommt einmal er auf Schlimmes, das andre zu Gutem. Die Gesetze kränkt er, der Erd und Naturgewalt'ger Beschwornes Gewissen; Hochstädtisch kommt, unstädtisch Zu nichts er, wo das Schöne Mit ihm ist und mit Frechheit. Nicht sei am Herde mit mir, Noch gleichgesinnet, Wer solches tut. Wie Gottesversuchung aber stehet es vor mir, Daß ich sie seh und sagen doch soll, Das Kind sei's nicht, Antigone. O Unglückliche, vom unglücklichen Vater Ödipus, was führt über dir und wohin, Als Ungehorsam dich Den königlichen Gesetzen, In Unvernunft dich ergreifend?