Sophokles - Antigone. Erster Akt. Dritte Szene. lyrics

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Sophokles - Antigone. Erster Akt. Dritte Szene. lyrics

Kreon. Der Chor. Ein Bote. Der Bote Mein König, diesmal plaudr ich nicht, wie mich Die othemlose Schnelle bring und wie Sich leicht gehoben mir der Fuß. Denn öfters Hielt mich die Sorg und wendet auf dem Wege Mich um zur Rückkehr. Denn die Seele sang Mir träumend viel. Wo gehst du hin, du Armer! Wohin gelangt, gibst du die Rechenschaft? Bleibst du zurück, Unglücklicher? so aber Wird Kreon es von einem andern hören. Wie kümmerst du deswegen denn dich nicht? Derlei bedenkend, ging ich müßig langsam, Und so wird auch ein kurzer Weg zum weiten. Zuletzt hat freilich dies gesiegt, ich soll Hieher, und wenn mein Sagen auch für nichts ist, So sprech ich doch. Denn in der Hoffnung komm ich, Es folge nur, dem, was ich tat, was not ist. Kreon Was gibt's, warum du so kleinmütig kommest? Der Bote Ich will dir alles nennen, was an mir ist, Denn nicht getan hab ich's; weiß auch nicht, wer es tat. Und nicht mit Recht würd ich in Strafe fallen. Kreon Du siehst dich wohl für. Hüllest ringsherum Die Tat und scheinst zu deuten auf ein Neues. Der Bote Gewaltiges macht nämlich auch viel Mühe. Kreon So sag es itzt, und gehe wieder weiter! Der Bote Ich sag es dir. Es hat den Toten eben Begraben eines, das entkam, die Haut zweimal Mit Staub bestreut und, wie's geziemt, gefeiert. Kreon Was meinst du? wer hat dies sich unterfangen? Der Bote Undenklich. Nirgend war von einem Karst Ein Schlag; und nicht der Stoß von einer Schaufel, Und dicht das Land; der Boden ungegraben; Von Rädern nicht befahren. Zeichenlos war Der Meister, und wie das der erste Tagesblick Anzeigte, kam's unhold uns all an, wie ein Wunder. Nichts Feierlichs. Es war kein Grabmal nicht. Nur zarter Staub, wie wenn man das Verbot Gescheut. Und auch des Wilds Fußtritte nirgend nicht, Noch eines Hundes, der gekommen und zerrissen. Und schlimme Worte fuhren durcheinander. Ein Wächter klagt den andern an; und fast Gekommen wär's zu Streichen. Niemand war, Der abgewehrt. Denn jeder schien, als hätt Er es getan, doch keiner offenbar, Und jeder wußt etwas für sich zu sagen. Wir waren aber bereit, mit Händen glühend Eisen Zu nehmen und durch Feuer zu gehn und bei den Göttern Zu schwören, daß wir nichts getan und daß wir Von dem nichts wußten, welcher das Geschehne Beratschlagt oder ausgeführt. Zuletzt, Als weiter nichts zu forschen war, spricht einer, Der alle dahin brachte, daß das Haupt Zu Boden ihnen sank, aus Furcht, denn nichts Dagegen wußten wir, noch auch, wie wir Es schön vollbrächten, und es hieß, man müsse Die Tat anzeigen, dir es nicht verbergen. Und dieses siegt', und mich, den Geisterlosen, Erliest das Los, daß die Gewissenhaftigkeit Ich hab und bin zugegen, wider Willen; Ich weiß, ich bin es vor Unwilligen, Denn niemand liebt den Boten schlimmer Worte. Chor Mein König, lange rät, es möchte göttlich Getrieben sein das Werk, mir das Gewissen. Kreon Laß das! damit du nicht zum Zorngericht auch mich noch Beredest und ein Narr erfunden seist und Alter. Denn allzuschwer fällt dieses, daß du sagst, Die Geister aus jenseitigem Lande können Nachdenklich sein um dieses Toten willen. So zärtlich ehren sollten sie, umschatten einen, Der doch die Gruppen ihrer Tempelsäulen Und Opfer zu verbrennen kam, ihr Land Und ihr Gesetz zu sprengen; oder siehest du, Daß Schlimme von den Himmlischen sind geehrt? Mitnichten. Doch es nehmen einige Von sonst her mir dies übel in der Stadt Und murren, ingeheim die Häupter schüttelnd, Und im Geschirre biegen diese mir Den Nacken so nicht ein, daß Menschlichs kommen könnte. Von diesen sind Geschenke worden diesen, Das weiß ich wohl, daß sie derlei gestiftet. Denn unter allem, was gestempelt ist, Ist schlimm nichts wie das Silber. Ganze Städte Verführet dies, reizt Männer aus den Häusern. Verbilden und verwandeln kann's aufrichtige Sinne, Daß sie der Sterblichen ihr schändlich Werk erkennen. Und viel Geschäft den Menschen weist es an Und jeder Tat Gottlosigkeit zu wissen. So viele dies getan, durch Lohn bewegt, Sie taten's in der Zeit, zu Rechenschaft. Wenn aber Leben hat der Erde Herr in mir auch, So weiß ich dies und, dargestellt zum Eide, Sag ich dir dies: den Täter müßt ihr liefern, Der hackt die Toten, den vors Auge müßt ihr Mir schaffen, oder lebend erst, ans Kreuz gehängt, Das üppige Beginnen mir verraten, Dann könnet ihr gefaßt sein auf die Hölle. Da schaut ihr dann, woher man den Gewinn holt, Vermacht die Plünderung einander und erfahrt, Daß alles nicht gemacht ist zum Erwerbe. Das weißt du gut, durch schlimmen Vorteil sind Betrogen mehrere denn wohlbehalten. Der Bote Gibst du was auszurichten, oder kehr ich so? Kreon Weißt du, wie eine Qual jetzt ist in deinen Worten? Der Bote Sticht es im Ohre, sticht's im Innern dir? Kreon Was rechnest du, wo sich mein Kummer finde? Der Bote Der Täter plagt den Sinn, die Ohren ich. Kreon O mir! welch furchtbarer Sprechart bist du geboren? Der Bote So ist's, weil ich nicht in der Sache mit bin. Kreon Du bist's! um Geld verratend deine Seele! Der Bote Ach! furchtbar ist Gewissen ohne Wahrheit! Kreon So mal' die Satzung aus! Wenn aber ihr Nicht anzeigt, die's getan, so mögt ihr sagen, Gewaltiges Gewinnen gebe Schaden. Kreon geht ab. Der Bote Dem kann denn doch wohl nachgespüret werden. Ob's aber treffen auch sich läßt? So etwas Geht nämlich, wie es zustößt eben; nun scheint's nicht, Als sähest du mich wieder hieher kommen. Denn unverhofft und gegen meine Meinung Erhalten, sag ich jetzt viel Dank den Göttern. Er gehet ab.

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