Homer - Ilias - Kapitel 11 lyrics

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Homer - Ilias - Kapitel 11 lyrics

Vierter Gesang Zeus und Here beschließen Trojas Untergang. Athene beredet den Pandaros, einen Pfeil auf Menelaos zu schießen. Den Verwundeten heilt Machaon. Die Troer rücken an, und Agamemnon ermuntert die achaiischen Heerführer zum Angriff. Schlacht. Aber die Götter um Zeus ratschlageten all' in Versammlung, Sitzend auf goldener Flur; sie durchging die treffliche Hebe, Nektar umher einschenkend; und jen' aus goldenen Bechern Tranken sich zu einander, und schaueten nieder auf Troja, 5 Schnell versuchte Kronion, das Herz der Here zu kränken Durch aufregende Wort', und redete solche Vergleichung: Zwo sind hier Menelaos der Göttinnen jetzo gewogen, Here von Argos zugleich, und Athen', Alalkomenens Göttin. Aber beide von fern, des Anschauns nur sich erfreuend, 10 Sitzen sie; weil dem andern die holdanlächelnde Kypris Stets als Helferin naht, und die graulichen Keren ihm abwehrt. Nun auch entzog sie jenen, da Todesgraun er zuvorsah. Aber gesiegt hat wahrlich der streitbare Held Menelaos. Uns nun laßt erwägen, wohin sich wende die Sache: 15 Ob wir hinfort durch Kriegsgewalt und verderbende Zwietracht Züchtigen oder in Frieden die beiderlei Völker versöhnen. Wäre dies euch allen so angenehm und gefällig; Gern noch möchte sie stehn, des herrschenden Priamos Feste, Doch Menelaos zurück die Argeierin Helena führen. 20 Jener sprach's; da murrten geheim Athenäa und Here. Nahe sich saßen sie dort, nur Unheil sinnend den Troern. Jene nunmehr blieb schweigend, und redete nichts, Athenäa, Eifernd dem Vater Zeus, und ihr tobte das Herz in Erbittrung. Here nur konnte den Zorn nicht bändigen, sondern begann so: 25 Welch ein Wort, Kronion, du schrecklicher, hast du geredet! Willst du, daß ganz ich umsonst arbeitete, daß ich vergebens Schweiß der Mühe vergoß, und umher mit ermatteten Rossen Völker erregt', um dem Priamos Gram und den Söhnen zu schaffen? Tu's! doch nimmer gefällt es dem Rat der anderen Götter! 30 Unmutsvoll nun begann der Herrscher im Donnergewölk Zeus: Grausame, was hat Priamos doch und Priamos Söhne Dir so Böses getan, daß sonder Rast du dich abmühst, Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender Häuser? Möchtest du doch, eingehend durch Tor' und türmende Mauern, 35 Roh ihn verschlingen, den Priamos selbst und Priamos Söhne, Samt den Troern umher; dann würde dein Zorn dir gesättigt! Tue, wie dir's gefällt: daß nicht der Hader in Zukunft Beiden, dir selber und mir, zu größerem Zwiste gedeihe. Eines verkünd' ich dir noch, und du bewahr' es im Herzen: 40 Wenn auch mir im Eifer hinwegzutilgen gelüstet Eine Stadt, wo dir erkorene Günstlinge wohnen; Daß du alsdann nicht weilest den Rächenden, sondern mich la**est! Gab doch ich selbst dir willig, obgleich unwilliges Herzens. Denn was unter der Sonn' und dem sternumleuchteten Himmel 45 Irgend erscheint von Städten der sterblichen Erdebewohner; Hoch mir vor allen geehrt war Ilios heilige Feste, Priamos selbst, und das Volk des lanzenkundigen Königs. Nie ja mangelte mir der Altar des gemeinsamen Mahles, Nie des Weins und Gedüftes, das uns zur Ehre bestimmt ward. 50 Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here: Siehe drei vor allen sind mir die geliebtesten Städte, Argos und Sparta zugleich, und die weitdurchwohnte Mykene: Diese verderb' im Zorn, wenn etwa dein Herz sie erbittern; Niemals werd' ich solche verteidigen, oder dir eifern. 55 Wenn ich ja gleich mißgönnend dir wehrete, sie zu verderben; Nichts doch schaffte mein Tun; denn weit gewaltigen bist du. Aber auch mein Arbeiten geziemet es nicht zu vereiteln. Denn auch ich bin Göttin, entstammt dem Geschlechte, woher du; Ich die erhabenste Tochter gezeugt vom verborgenen Kronos, 60 Zweifach erhöht, an Geburt, und weil ich deine Genossin Ward ernannt, der du mächtig im Kreis der Unsterblichen wartest. Aber wohlan, dies wollen wir nachsehn einer dem andern, Dir ich selbst, und du mir; auch andre unsterbliche Götter Folgen uns dann. Doch jetzo beschleunige Pallas Athene, 65 Hinzugehn in der Troer und Danaer furchtbare Schlachtreihn; Daß sie versuch', ob die Troer die siegesstolzen Achaier Etwa zuerst anfahn zu beleidigen wider den Eidschwur. Sprach's; ihr gehorchte der Vater des Menschengeschlechts und der Götter, Wandte sich schnell zur Athen', und sprach die geflügelten Worte: 70 Eile sofort in das Heer der Troer hinab und Achaier; Daß du versuchst, ob die Troer die siegesstolzen Achaier Etwa zuerst anfahn zu beleidigen wider den Eidschwur. Also Zeus, und erregte die schon verlangende Göttin; Stürmendes Schwungs entflog sie den Felsenhöhn des Olympos. 75 Gleich wie ein Stern, gesendet vom Sohn des verborgenen Kronos, Schiffenden, oder dem Heere gewaffneter Völker zum Zeichen, Strahlend brennt, und im Flug' unzählige Funken umhersprüht: Also senkt' hineilend zur Erde sich Pallas Athene Zwischen die Heere hinab; und Staunen ergriff, die es ansahn, 80 Rossebezähmende Troer, und hellumschiente Achaier. Also redete mancher, gewandt zum anderen Nachbar: Wieder fürwahr soll Kriegesgewalt und verderbende Zwietracht Züchtigen, oder in Frieden versöhnt nun beiderlei Völker Zeus, der dem Menschengeschlecht des Kriegs Obwalter erscheinet! 85 So nun redete mancher der Troer umher und Achaier. Jen', ein Mann von Gestalt, durchdrang der Troer Getümmel, Gleich dem Antenoriden Laodokos, mächtig im Speerkampf, Rings nach Pandaros forschend, dem Göttlichen, ob sie ihn fände. Jetzo fand sie den starken untadlichen Sohn des Lykaon 90 Stehend, und rings um den Herrscher die starke geschildete Heerschar Seines Volks, das ihm folgte vom heiligen Strom des Äsepos. Nahe trat sie hinan, und sprach die geflügelten Worte: Möchtest du jetzt mir gehorchen, verständiger Sohn des Lykaon? Wagtest du wohl, Menelaos ein schnelles Geschoß zu entsenden? 95 Preis gewännst du und Dank von allem Volke der Troer, Aber vor allem zumeist vom herrschenden Held Alexandros: Der dich traun vorzüglich mit glänzenden Gaben belohnte, Säh' er jetzt Menelaos, den streitbaren Sohn des Atreus, Deinem Geschosse besiegt, die traurige Flamme besteigen. 100 Auf denn, und schnelle den Pfeil zum rühmlichen Held Menelaos. Aber gelob' Apollon, dem lykischen Bogenberühmten, Eine Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern, Heimgekehrt in dein Haus zur heiligen Stadt Zeleia. Jene sprach's, und bewegte das Herz des törichten Mannes. 105 Schnell entblößt' er den Bogen, geschnitzt von des üppigen Steinbocks Schönem Gehörn, dem er selber die Brust von unten getroffen; Als er dem Felsen entsprang, am gewähleten Ort ihn erwartend, Zielt' und durchschoß er die Brust, daß rücklings ans Fels er hinabsank. Sechzehn Handbreit ragten empor am Haupte die Hörner. 110 Solche schnitzt' und verband der hornarbeitende Künstler, Glättete alles umher, und beschlug's mit goldener Krümmung. Diesen nun stellt' er geschickt, nachdem er ihn spannt', auf die Erde Angelehnt; und mit Schilden bedeckten ihn tapfere Freunde, Daß nicht zuvor anstürmten die streitbaren Männer Achaias, 115 Eh' er gefällt Menelaos, den streitbaren Fürsten Achaias. Jetzo des Köchers Deckel eröffnet' er, wählte den Pfeil dann, Ungeschnellt und gefiedert, den Urquell dunkeler Qualen. Eilend ordnet' er nun das herbe Geschoß auf der Senne; Und er gelobt' Apollon, dem lykischen bogenberühmten, 120 Eine Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern, Heimgekehrt in sein Haus zur heiligen Stadt Zeleia; Fa**end dann zog er die Kerbe zugleich, und die Nerve des Rindes, Daß die Senne der Brust annaht', und das Eisen dem Bogen. Als er nunmehr kreisförmig den mächtigen Bogen gekrümmet; 125 Schwirrte das Horn, und tönte die Senn', und sprang das Geschoß hin, Scharfgespitzt in den Haufen hineinzufliegen verlangend. Doch nicht dein, Menelaos, vergaßen die seligen Götter, Ewig an Macht, vor allen des Zeus siegprangende Tochter, Welche vor dich hintretend das Todesgeschoß dir entfernte. 130 Gleich so wehrete sie's vom Leibe dir, wie wenn die Mutter Wehrt' vom Sohne die Flieg', indem süßschlummernd er daliegt. Aber dorthin lenkt' es die Herrscherin, wo sich des Gurtes Goldene Spang' ihm schloß, und zwiefach hemmte der Harnisch. Stürmend traf das Geschoß den festanliegenden Leibgurt, 135 Sieh' und hinein in den Gurt, den künstlichen, bohrte die Spitze; Auch in das Kunstgeschmeide des Harnisches drang sie geheftet; Und in das Blech, das er trug zur Schutzwehr gegen Geschosse, Welches am meisten ihn schirmt'; allein sie durchdrang ihm auch dieses; Und nun ritzte der Pfeil die obere Haut des Atreiden, 140 Daß ihm sogleich vorströmte das dunkelnde Blut aus der Wunde. Wie wenn ein Elfenbein die Mäonerin, oder die Karin, Schön mit Purpur gefärbt, zum Wangenschmucke des Rosses; Dort nun liegt's im Gemach, und viel der reisigen Männer Wünschten es wegzutragen; doch Königen hegt sie das Kleinod, 145 Beides ein Schmuck dem Rosse zu sein, und Ehre dem Lenker: Also umfloß, Menelaos, das färbende Blut dir die Schenkel, Stattlich von Wuchs, und die Bein' und zierlichen Knöchel hinunter. Schauer durchdrang alsbald den Herrscher des Volks Agamemnon, Als er sah, wie das Blut ihm schwarz hinfloß aus der Wunde; 150 Schauer durchdrang ihn selber, den streitbaren Held Menelaos. Aber sobald er die Schnur auswärts und die Haken erblickte; Ward von neuem mit Mut sein männliches Herz ihm erfüllet. Schwer aufseufzend begann der Völkerfürst Agamemnon, Haltend die Hand Menelaos; es seufzten umher die Genossen: 155 O du teurer Bruder, zum Tode dir schloß ich das Bündnis, Dich allein hinstellend, für uns mit den Troern zu kämpfen! Denn dich trafen die Troer, das heilige Bündnis zertretend! Aber umsonst ist nimmer der Eidschwur, oder der Lämmer Blut, noch der lautere Wein, und der Handschlag, dem wir vertrauet. 160 Wenn auch jetzo sogleich der Olympier nicht es vollendet; Doch vollendet er spät! und hoch ihm werden sie büßen, Werden mit eigenem Haupte, mit Weib und Kindern es büßen! Denn das erkenn' ich gewiß in des Herzens Geist und Empfindung: Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt, 165 Priamos selbst, und das Volk des lanzenkundigen Königs! Dann wird Zeus der Kronid' aus strahlender Höhe des Äthers Gegen sie all' erschüttern das Graun der umnachteten Ägis, Zürnend ob solchem Betrug! Geschehn wird dieses unfehlbar! Aber in bitteren Schmerz versenkst du mich, o Menelaos, 170 Wenn du stirbst, und das Maß der Lebenstage nun füllest! Siehe voll Schmach dann kehrt' ich zur wa**erdürftigen Argos! Denn alsbald gedächten des Vaterlands die Achaier; Und wir verließen den Ruhm dem Priamos hier und den Troern, Helena, Argos Kind; es moderten deine Gebeine 175 Liegend in Trojas Gefild', am unvollendeten Werke! Mancher vielleicht dann spräche der übermütigen Troer, Fröhlich das Grab umhüpfend dem rühmlichen Held Menelaos: Daß doch so bei allen den Zorn vollend' Agamemnon, Wie er jetzo umsonst herführte das Volk der Achaier! 180 Denn schon kehret' er heim zum lieben Lande der Väter, Leer die sämtlichen Schiff', und verließ den Held Menelaos! Also spräche man einst! Dann reiße sich weit mir die Erd' auf!

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