Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 12 lyrics

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Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 12 lyrics

Kaput X. Zwo Gestalten, wild und mürrisch, Und auf allen Vieren rutschend, Brechen Bahn sich durch den dunklen Tannengrund um Mittemacht. Das ist Atta Troll, der Vater, Und sein Söhnchen, Junker Einohr. Wo der Wald sich dämmernd lichtet, Bei dem Blutstein, stehn sie stille. »Dieser Stein« – brummt Atta Troll – »Ist der Altar, wo Druiden In der Zeit des Aberglaubens Menschenopfer abgeschlachtet. »O der schauderhaften Greuel! Denk' ich dran, sträubt sich das Haar Auf dem Rücken mir – Zur Ehre Gottes wurde Blut vergossen! »Jetzt sind freilich aufgeklärter Diese Menschen, und sie tödten Nicht einander mehr aus Eifer Für die himmlischen Intressen; – »Nein, nicht mehr der fromme Wahn, Nicht die Schwärmerei, nicht Tollheit, Sondern Eigennutz und Selbstsucht Treibt sie jetzt zu Mord und Todtschlag. »Nach den Gütern dieser Eide Greifen Alle um die Wette, Und Das ist ein ew'ges Raufen, Und ein Jeder stiehlt für sich! »Ja, das Erbe der Gesammtheit Wird dem Einzelnen zur Beute Und von Rechten des Besitzes Spricht er dann, von Eigenthum! »Eigenthum! Recht des Besitzes! O des Diebstahls! O der Lüge! Solch Gemisch von List und Unsinn Konnte nur der Mensch erfinden. »Keine Eigenthümer schuf Die Natur, denn taschenlos, Ohne Taschen in den Pelzen, Kommen wir zur Welt, wir Alle. »Keinem von uns Allen wurden Angeboren solche Säckchen In dem äußern Leibesfelle, Um den Diebstahl zu verbergen. »Nur der Mensch, das glatte Wesen, Das mit fremder Wolle künstlich Sich bekleidet, wusst' auch künstlich Sich mit Taschen zu versorgen. »Eine Tasche! Unnatürlich Ist sie, wie das Eigenthum, Wie die Rechte des Besitzes – Taschendiebe sind die Menschen! »Glühend ha**' ich sie! Vererben Will ich dir, mein Sohn, den Ha**. Hier auf diesem Altar sollst du Ew'gen Ha** den Menschen schwören! »Sei der Todfeind jener argen Unterdrücker, unversöhnlich Bis ans Ende deiner Tage, – Schwör es, schwör es hier, mein Sohn!« Und der Jüngling schwur, wie ehmals Hannibal. Der Mond beschien Grässlich gelb den alten Blutstein Und die beiden Misanthropen. – – Später wollen wir berichten, Wie der Jungbär treu geblieben Seinem Eidschwur; unsre Leier Feiert ihn im nächsten Epos. Was den Atta anbetrifft, So verla**en wir ihn gleichfalls, Doch um später ihn zu treffen Desto sichrer mit der Kugel. Deine Untersuchungsakten, Hochverräter an der Menschheit Majestät! find jetzt geschlossen; Morgen wird auf dich gefahndet.

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