Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 10 lyrics

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Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 10 lyrics

Kaput VIII. Mancher tugendhafte Bürger Duftet schlecht auf Erden, während Fürstenknechte mit Lavendel Oder Ambra parfümiert sind. Jungfräuliche Seelen gielt es, Die nach grüner Seife riechen, Und das Laster hat zuweilen Sich mit Rosenöl gewaschen. Darum rümpfe nicht die Nase, Theurer Leser, wenn die Höhle Atta Troll's dich nicht erinnert An Arabiens Spezereien. Weile mit mir in dem Dunstkreis, In dem trüben Wissgeruche, Wo der Held zu seinem Sohne Wie aus einer Wolke spricht: »Kind, mein Kind, du meiner Lenden Jüngster Sprößling, leg dein Einohr An die Schnauze des Erzeugers, Und sang ein mein ernstes Wort! »Hüte dich vor Menschendenkart, Sie verdirbt dir Leib und Seele; Unter allen Menschen giebt es Keinen ordentlichen Menschen. »Selbst die Deutschen, einst die Bessern, Selbst die Söhne Tuiskion's, Unsre Vettern aus der Urzeit, Diese gleichfalls sind entartet. »Sind jetzt glaubenlos und gottlos, Pred'gen gar den Atheismus – Kind, mein Kind, nimm dich in Acht Vor dem Feuerbach und Bauer! »Werde nur kein Atheist, So ein Unbär ohne Ehrfurcht Vor dem Schöpfer – ja, ein Schöpfer Hat erschaffen dieses Weltall! »In der Höhe Sonn' und Mond, Auch die Sterne – die geschwänzten Gleichfalls wie die ungeschwänzten – Sind der Abglanz seiner Allmacht. »In der Tiefe, Land und Meer, Sind das Echo seines Ruhmes, Und jedwede Kreatur Preiset seine Herrlichkeiten. »Selbst das kleinste Silberläuschen, Das im Bart des greisen Pilgers Theil nimmt an der Erdenwallfahrt, Eingt des Ew'gen Lobgesang! »Droben in dem Sternenzelte, Auf dem goldnen Herrscherstuhle, Weltregierend, majestätisch, Sitzt ein kolossaler Eisbär. »Fleckenlos und schneeweiß glänzend Ist sein Pelz; es schmückt sein Haupt Eine Kron' von Diamanten, Die durch alle Himmel leuchtet. »In dem Antlitz Harmonie Und des Denkens stumme Thaten; Mit dem Scepter winkt er nur, Und die Sphären klingen, singen. »Ihm zu Füßen sitzen fromm Bärenheil'ge, die auf Erden Still geduldet, in den Tatzen Ihres Martyrthumes Palmen. »Manchmal springt der Eine auf, Auch der Andre, wie vom heil'gen Geist geweckt, und sieh! da tanzen Sie den feierlichsten Hochtanz – »Hochtanz, wo der Strahl der Gnade Das Talent entbehrlich machte, Und vor Seligkeit die Seele Aus der Haut zu springen sucht! »Werde ich unwürd'ger Troll Einstens solchen Heils theilhaftig? Und aus irdisch niedrer Trübsal Übergehn ins Reich der Wonne? »Werd' ich selber, himmelstrunken, Droben in dem Sternenzelte, Mit der Glorie, mit der Palme Tanzen vor dem Thron des Herrn?«

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