Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 9 lyrics

Published

0 115 0

Heinrich Heine - Atta Troll - Kapitel 9 lyrics

Kaput VII. Düster in der düstern Höhle Hockt im trauten Kreis der Seinen Atta Troll, der Menschenfeind, Und er brummt und fletscht die Zähne: »Menschen, schnippische Kanaillen! Lächelt nur! Von eurem Lächeln Wie von eurem Joch wird endlich Uns der große Tag erlösen! »Mich verletzte stets am meisten Jenes sauersüße Zucken Um das Maul – ganz unerträglich Wirkt auf mich dies Menschenlächeln! »Wenn, ich in dem weißen Antlitz Das fatale Zucken schaute, Drehten sich herum entrüstet Mir im Bauche die Gedärme, »Weit impertinenter noch, Als durch Worte, offenbart sich Durch das Lächeln eines Menschen Seiner Seele tiefste Frechheit. »Immer lächeln sie! Sogar Wo der Anstand einen tiefen Ernst erfordert, in der Liebe Feierlichstem Augenblick! »Immer lächeln sie! Sie lächeln Selbst im Tanzen. Sie entweihen Solchermaßen diese Kunst, Die ein Kultus bleiben sollte. »Ja, der Tanz, in alten Zeiten, War ein frommer Akt des Glaubens; Um den Altar drehte heilig Sich der priesterliche Reigen. »Also vor der Bundeslade Tanzte weiland König David; Tanzen war ein Gottesdienst, War ein Beten mit den Beinen! »Also hab' auch ich den Tanz Einst begriffen, wenn ich tanzte Auf den Märkten vor dem Volk, Das mir großen Beifall zollte. »Dieser Beifall, ich gesteh' es, That mir manchmal wohl im Heiren; Denn Bewundrung selbst dem Feinde Abzutrotzen, Das ist süß! »Aber selbst im Enthusiasmus Lächeln sie. Ohnmächtig ist Selbst die Tanzkunst, sie zu bessern, Und sie bleiben stets frivol.«

You need to sign in for commenting.
No comments yet.