Hanns Dieter Hüsch - Deutsches Sanktus lyrics

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Hanns Dieter Hüsch - Deutsches Sanktus lyrics

Freunde la**t uns singen, aber was Ich habe Menschen gesehen die Wenn sie ihr Opfer gefunden hatten Sofort etwas schneller und etwas lauter sprachen Im Namen des Volkes, im Namen des Vaters Im Namen der Was-weiß-ich-Revolution Ich habe Menschen gesehen die sofort etwas schneller Und etwas lauter sprachen oder vorlasen aus Büchern Und mit belegter Stimme alles belegten, nur um Sieger zu werden Die immer etwas mehr wussten und etwas besser wussten als ihre Opfer Auch wenn es sich um einen Witz drehte Seht, welch ein Mensch Wir haben Augen im Kopf Wir haben gute Augen Wir haben schlechte Augen Wir haben Augen die sprechen Wir können mit anderen Augen sehen Wir können mit eigenen Augen im Spiegel unsere eigenen Augen sehen Wir können andere Augen sehen Wir können Augen machen Wir können anderen schöne Augen machen Wir können ein Auge zudrücken Wir können die Augen schließen Wir können unsere Augen einen Spalt öffnen Wir können unsere Augen weit aufreißen Wir können unseren Augen nicht trauen Die immer wieder "Jawohl!" sagten, "Jawohl, jawohl!" In Violinkonzerten ertranken und die restlichen Bilder Luther Kindheitsbestecke Hölderlintastaturen Einfach verbrannten Einfach sich nicht mehr stören ließen Und versteinerten Seht, welch ein Mensch Wir können uns auf unsere Augen verla**en Wir haben unsere Augen überall Ich habe Menschen gesehen Die sich alles an fünf Fingern ausrechneten - "Das kann man sich doch an fünf Fingern ausrechnen!" Sagten sie Beim Straßburger Münster und beim längsten Fluss Asiens Und wurden doch ausgesetzt auf getarnte Seelen-Verkäufer Von denen die etwas lauter und etwas schneller gesprochen hatten Ich habe Menschen gesehen, die ganz plötzlich aufsprangen Um etwas zu sagen und sich wieder hinsetzten Mit schneeweißem Gesicht Abgeschlagen Hinterher sich dann heimlich betranken Die lichterloh durch Kornfelder streiften Deutschland, die zweigeteilte Dame, auf dem Rücken Selbst zweigeteilt, sich nicht entscheiden konnten Und in motorisierten Küchen unter den Tisch fielen Ohne Unterschrift Seht, welch ein Mensch Wir können mit unseren Augen beobachten Wir haben wachsame Augen Wir sehen, wie man sich auf dem Bahnsteig begrüßt Wir sehen, wie man sich auf dem Bahnsteig verabschiedet Wir können wegsehen Wir sehen, wie ein Kind langsam einschläft Wir sehen eine öffentliche Hinrichtung Wir sehen, wie Rudi Völler in eine Abseitsfalle läuft Wir sehen den Präsidenten nach einer Operation Wir sehen Astronauten auf Flugzeugträgern Wir sehen Schweißtropfen auf der Oberlippe eines Funktionärs Wir haben Augen im Kopf Wir sehen, wie Kinder in eine Gaskammer stolpern Wir sehen mit einem Opernglas 'La Traviata' Ich habe Menschen gesehen Aufgeregte mit beschlagenen Brillengläsern Denen ihr ganzes Wissen zertreten wurde Erasmus von Rotterdam und die Biologie Weil sie sich nicht ausdrücken konnten Mit zitternden Händen Wir sehen uns vor Wir sehen uns um Wir sehen durch jemanden hindurch Wir sehen das Ganze Wir sehen das Ganze als Einheit Wir sehen die Teile als Ganzes Wir sehen die Teile nur im Zusammenhang mit dem Ganzen Wir sehen das alles von einer anderen Warte aus Wir sehen es als Prozess Wir sehen es als Prozess, der sich ständig abbaut und ständig aufbaut Wir sehen es als gegeben Wir sehen es als gegebenes Ganzes, im Zusammenhang mit einem gänzlichen Ganzen Wir sehen es philosophisch Seht, welch ein Mensch Ich habe Menschen gesehen Die auf dem Boden ihre Schreibunterlagen suchten Zu Hause alles genau überlegt Und nun keinen Zusammenhang mehr fanden Sich immer wieder zusammensetzten Sich auseinandernahmen und sich wieder zusammensetzten Und um einen Moment baten - "Einen Moment bitte!" Große Menschen Die, wenn sie aufstanden,noch größer wurden Nicht durch die Tür gingen Und doch nach drei Worten geschlagen waren Wie sie zu leise sprachen Es nicht aushalten konnten und weggingen Seht, welch ein Mensch Wir sehen es nicht so schwarz Wir sehen es mehr grau in grau Wir sehen es schwarzweiß Wir sehen es mehr rosa Wir haben ja Augen im Kopf Wir können mit den Augen sehen Wir können unsere Augen schließen Wir wollen nichts mehr sehen Wir können nichts mehr sehen Wir können nicht mehr sehen, da** man unsere Augen zudrückt Wir brauchen nun nicht mehr zu sehen, was andere dann sehen Wir sehen dann etwas anderes, was die anderen noch nicht sehen Seht, welch ein Mensch Ich habe Menschen gesehen Wenn sie ihr Gehirn durchwühlten Fanden sie keinen gültigen Ausweis Nahmen ihre Mäntel und krochen durch die Straßen Bis sie verrosteten In Bahnhofshallen auf Zeitungen saßen Abgeschlagen und weit hinten Die auf Züge sprangen, den Spiegel im Kopf Die Zeit unterm Arm und konkret sagten Da** es konkret gesehen konkret doch wohl so sei Freunde, vielleicht können wir uns eine Schnittmuster-Chirurgie erfinden Und schneiden uns selbst so aus, da** wir pa**en Schneiden uns Beine und Finger zurecht Und sind so entstellt und verschlüsselt Als Probe Mensch - Liebling der ganzen Nation Seht, welch ein Mensch Heiliger Busen - Heiliger Bauch Heilig, heilig die Arbeitslosen zuhauf Heilig die Schwätzer Heilig die Ketzer Heilig alles, was da schon marschiert Heilig alles Bis es dann pa**iert Wir werden es ja sehen! Ihr werdet es ja sehen! Wir werden es ja sehen!

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