Der Hinterhof ist scheuslich, der Hinterhof ist schön. Da hörst du jeden Ehekrach und jedes Lustgestöhn. Da kannst du andern Leuten grad auf den Teller sehn, und Sonne gibt's im Sommer bis zehn. Hier rückt dir das Leben hautnah auf den Leib. Da prügeln sich Kinder, dort wäscht sich ein Weib, hörst Müllkübel klappern, ein Kind übt Klavier, ein Mann putzt den Wagen, ein andrer holt Bier. Der Kerl im Parterre ist ab und zu blau, und wenn er nachts heimkommt, schlägt er seine Frau. Fängt sie an zu heulen, dann tut es ihm leid, und er bittet wimmernd, daß sie ihm verzeiht. Der Hinterhof ist scheuslich, der Hinterhof ist schön. Da hörst du jeden Ehekrach und jedes Lustgestöhn. Da kannst du andern Leuten grad auf den Teller sehn, und Sonne gibt's im Sommer bis zehn. Wie habn 'ne Kastanie im Hinterhof stehn, um die gern die Kinder 'ne Rollschuhkür drehn, Sind die Knie zerschunden, dann setzen sie aus und hol'n ans dem Container paar Zeitschriften raus. Die Mauern sind mit bunter Kreide verziert. Herr Stunke, der meckert: "Ham Kinder beschmiert!" Die schmückten mit Palmen und Blumen den Hof. Unter "Anne ist lieb" steht jetzt "Stunke ist doof". Der Hinterhof ist scheuslich, der Hinterhof ist schön. Da hörst du jeden Ehekrach und jedes Lustgestöhn. Da kannst du andern Leuten grad auf den Teller sehn, und Sonne gibt's im Sommer bis zehn. Von Zeit zu Zeit gibt es im Hof ein Gezänk, für zwei Kinderwagen sei der Hausflur zu eng. Und jemand war wieder am Briefkasten heut, und wer hat die Asche daneben gestreut? Ein Fenster im Hof ist von Kresse umrankt. Da wohnt eine Frau, mit der keiner sich zankt. Die gießt die Kastanie, wenn Trockenheit droht, und füttert die Tauben mit Wa**er und Brot. Der Hinterhof ist scheuslich, der Hinterhof ist schön. Da hörst du jeden Ehekrach und jedes Lustgestöhn. Da kannst du andern Leuten grad auf den Teller sehn, und Sonne gibt's im Sommer bis zehn.