Der Chef gab mir vertraulich die Adresse Ich solle mich gleich an die Arbeit machen Es sei des Staates höchstes Interesse Den Mann dort Tag und Nacht zu überwachen Ich folgte diesem Mann auf allen Wegen Ich stand vier Nächte lang vor seinem Haus – Verlor ihn selbst beim Pimpern Nicht einmal aus den Wimpern Und dabei was seltsames heraus: Er beobachtet mich Ganz genau wie ich ihn Wo ich bin ist auch er Geh' ich grad, steht er quer Und blickt wachsam zu mir hin Erst verfolge ich ihn Und dann geh' ich ein Stück voran – Bis man zwischen uns keinen Unterschied merken kann Ein Wissenschaftler, dem ich dieses sagte Erzählte mir darauf bei ein paar Bieren: "Der Virus den ich kürzlich erst erjagte Der benimmt sich auch nicht so wie and're Viren Ich hab' ihn unter meinem Mikroskope Mit Müh' und Sorgfalt endlich isoliert Und hab' zu meinem Schrecken Statt Neues zu entdecken Bei diesem Virus deutlich konstatiert: Er beobachtet mich Ganz genau wie ich ihn Schau ich durch, schaut er fort Schau ich fort, ist er dort Und blickt wachsam zu mir hin Er ist sehr int'ressant Und doch was fang' ich mit ihm an – Wenn man zwischen uns keinen Unterschied merken kann?" Ich glaub' wo immer Menschen sich bewegen Entdecken wir die gleichen Komponenten Bei Liebessachen, sowie bei Kollegen Bei Mitarbeitern wie bei Konkurrenten – Wir halten uns für praktisch und vernünftig Für ehrlich und vor allem objektiv Doch weil ja etwas schief ist Wenn jeder objektiv ist Bleibt zuverlässig jeder aggressiv Sie beobachten mich Ganz genau wie ich sie Und sie denken sich still: "Er singt nicht, was ich will Und zur falschen Melodie!" Alle Schuldigen schau'n Alle Unschuldigen an – Bis man zwischen beiden keinen Unterschied merken kann