Carl Maria von Weber - Der Freischütz: Zweiter Aufzug - VIII. Szene und Arie: Wie nahte mir der Schlummer lyrics

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Carl Maria von Weber - Der Freischütz: Zweiter Aufzug - VIII. Szene und Arie: Wie nahte mir der Schlummer lyrics

AGATHE allein Arie AGATHE: Wie, nahte mir der Schlummer, Bevor ich ihn gesehn? – Ja, Liebe pflegt mit Kummer Stets Hand in Hand zu geh'n! Ob Mond auf seinem Pfad wohl lacht? Sie öffnet den Vorhang am Altan, man sieht in eine sternenhelle Landschaft hinaus Welch' schöne Nacht! Sie tritt vor und erhebt kniend mit frommer Rührung die Hände Leise, leise, fromme Weise! Schwing dich auf zum Sternenkreise. Lied, erschalle! Feiernd walle Mein Gebet zur Himmelshalle! (hinausschauend) O wie hell die goldnen Sterne, Mit wie reinem Glanz sie glüh'n! Nur dort in der Berge Ferne Scheint ein Wetter aufzuziehn. Dort am Wald auch schwebt ein Heer Düstrer Wolken dumpf und schwer. Zu dir wende ich die Hände, Herr ohn' Anfang und ohn' Ende! Vor Gefahren uns zu wahren, Sende deiner Engel Scharen! (wieder hinausschauend) Alles pflegt schon längst der Ruh'; Trauter Freund! wo weilest du? Ob mein Ohr auch eifrig lauscht, Nur der Tannen Wipfel rauscht, Nur das Birkenlaub im Hain Flüstert durch die hehre Stille; Nur die Nachtigall und Grille Scheint der Nachtluft sich zu freun. Doch wie? täuscht mich nicht mein Ohr? Dort klingt's wie Schritte – Dort aus der Tannen Mitte Kommt 'was hervor! – Er ist's! er ist's! Die Flagge der Liebe mag weh'n! Sie weht mit einem weißen Tuch Dein Mädchen wacht noch in der Nacht. – Er scheint mich noch nicht zu sehn – Gott! täuscht das Licht des Monds mich nicht, So schmückt ein Blumenstrauß den Hut. – Gewiss, er hat den besten Schuss getan! Das kündet Glück für morgen an! O süße Hoffnung! Neu belebter Mut! All' meine Pulse schlagen, Und das Herz wallt ungestüm, Süß entzückt, entgegen ihm! Konnt ich das zu hoffen wagen? Ja, es wandte sich das Glück Zu dem teuren Freund zurück! Will sich morgen treu bewähren! Ist's nicht Täuschung, ist's nicht Wahn? – Himmel, nimm des Dankes Zähren Für dies Pfand der Hoffnung an! Szene AGATHE. MAX verstört und heftig von links eintretend. ÄNNCHEN, von rechts in Nachtkleidern gleich nach ihm eintretend. AGATHE: Bist du endlich da, leiber Max? MAX: Meine Agathe! Sie umarmen sich. AGATHE tritt still zurück, als sie statt des gehofften Straußes den Federbusch erblickt. MAX: Verzeiht, wenn ihr meinetwegen aufgeblieben seid. Leider komm ich nur auf wenige Augenblicke. AGATHE: Du willst wieder fort? Es sind Gewitter im Anzug. MAX: Ich muss! (wirft den Hut auf den Tisch, da** das Lämpchen ausgelöscht wird) ÄNNCHEN: Gut, da** der Mond scheint, sonst säßen wir im Finstren! (brennt das Kerzchen wieder an. Zu MAX) Wir sind ja recht lebhaft! Vermutlich getanzt? MAX: Ja ja! Vermutlich. AGATHE (furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung): Du scheint übel gelaunt. Wieder unglücklich gewesen? MAX: Nein nein! Im Gegenteil. AGATHE: Gewiss? Gewiss nicht? ÄNNCHEN (zu MAX): Was hast du gewonnen? Wenn's ein Band ist, Vetter musst du mir es schenken. Bitte bitte! Agathe hat schon Bänderkram genug von dir. AGATHE: Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir's von Wichtigkeit. MAX (verlegen):Ich habe - Ich war gar nicht beim Sternschießen. AGATHE: Und sagst doch, du seist glücklich gewesen? MAX: Ja, doch! Wunderbar, unglaublich glücklich! Sieh! Den größten Raubvogel hab ich aus den Wolken geholt. Zeigt ihr den Federbusch auf dme Hut mit solcher Heftigkeit, da** sie entsetzt zurückfährt. AGATHE: Sei nicht so hastig! Du fährst mir in die Augen! MAX: Vergieb... (er bemerkt Blut an ihrer Stirn) aber was ist das? Du bist verwundet, deine Locken sind blutig, um aller Heiligen Willen, was ist dir begegnet? AGATHE: Nichts, so viel als nichts, es heilt noch vor dem Brautgang! (sich sanft an ihn schmiegend) Du sollt dich darum deines Bräutchens nicht schämen. MAX: Aber so sagt doch nur... ÄNNCHEN: Das Bild dort fiel herunter. MAX: Dort der Urvater Kuno? AGATHE: Wie bist du? Es ist doch sonst kein Bild hier. MAX: Der wackere gottesfürchtige Kuno? ÄNNCHEN: Halb und halb war Agathe selbst schuld. Wer hieß ich auch schon nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen. Da ließ sich doch kaum erwarten, da** du schon heim kämst. MAX: Um sieben Uhr? ÄNNCHEN: Du hörst's ja, die Turmuhr drüben im Dorfe hatte kaum ausgeschlagen. MAX: Seltsam! (zu sich) Um diese Zeit schoss ich den Bergadler. AGATHE: Du sprichst mir selbst? Was hast du? MAX: Nichts! Nichts auf der Welt. AGATHE: Bist du unzufrieden mir dir? MAX (mit steigender Verlegenheit): Nein, - wie könnt ich? Ja denn! Ich bringe dir eine Bürgschaft meines wiederkehrenden Glückes - sie hat mich viel gekostet, und du, du freust dich nicht einmal darüber. Ist das auch Liebe? AGATHE: Sei nicht ungerecht, Max! Noch weiß ich ja nicht - so große Raubvögel, wie ich diesen mir denken muss, haben immer etwas Furchtbares. ÄNNCHEN: Das dächt' ich nicht, sie sehen mir ganz stattlich aus. AGATHE (zu MAX):Oh steh nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig. Solltest du morgen nicht glücklich sein, solltest du mir, sollte ich dir entrissen werden - og gewiss, der Gram würde mich töten! MAX: Drum - eben darum muss ich wieder fort. AGATHE: Was treibt dich? MAX: Ich habe - ich bin noch einmal glücklich gewesen. AGATHE: Noch einmal? MAX (ohne AGATHE ansehen zu können): Ja doch,ja! Ich habe in der Dämmerung einen Sechzehnender geschossen, der muss noch hereingeschafft werden, sonst stehlen ich des Nachts die Bauern. AGATHE: Wo liegt der Hirsch? MAX: Ziemlich weit - im tiefen Walde - bei der Wolfsschlucht.

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