Ein Saal im Schlosse. Hamlet und einige Schauspieler treten auf. HAMLET Seid so gut und haltet die Rede, wie ich sie Euch vorsagte, leicht von der Zunge weg; aber wenn Ihr den Mund so voll nehmt wie viele unsrer Schauspieler, so möchte ich meine Verse ebensogern von dem Ausrufer hören. Sägt auch nicht zuviel mit den Händen durch die Luft, so - sondern behandelt alles gelinde! Denn mitten in dem Strom, Sturm und, wie ich sagen mag, Wirbelwind Eurer Leidenschaft müßt Ihr Euch eine Mäßigung zu eigen machen, die ihr Geschmeidigkeit gibt. O es ärgert mich in der Seele, wenn solch ein handfester, haarbuschiger Geselle eine Leidenschaft in Fetzen, in rechte Lumpen zerreißt, um den Gründlingen im Parterre in die Ohren zu donnern, die meistens von nichts wissen als verworrnen, stummen Pantomimen und Lärm. Ich möchte solch einen Kerl für sein Bramarbasieren prügeln la**en; er herodisiert noch über den Herodes. Ich bitte Euch, vermeidet das! ERSTER SCHAUSPIELER Eure Hoheit kann sich darauf verla**en. HAMLET Seid auch nicht allzu zahm, sondern laßt euer eignes Urteil euren Meister sein: paßt die Gebärde dem Wort, das Wort der Gebärde an; wobei ihr sonderlich darauf achten müßt, niemals die Bescheidenheit der Natur zu überschreiten. Denn alles, was so übertrieben wird, ist dem Vorhaben des Schauspiels entgegen, dessen Zweck sowohl anfangs als jetzt war und ist, der Natur gleichsam den Spiegel vorzuhalten; der Tugend ihre eignen Züge, der Schmach ihr eignes Bild, und dem Jahrhundert und Körper der Zeit den Abdruck seiner Gestalt zu zeigen. Wird dies nun übertrieben oder zu schwach vorgestellt, so kann es zwar den Unwissenden zum Lachen bringen, aber den Einsichtsvollen muß es verdrießen, und der Tadel von einem solchen muß in eurer Schätzung ein ganzes Schauspielhaus voll von andern überwiegen. O es gibt Schauspieler, die ich habe spielen sehn und von andern preisen hören, und das höchlich, die, gelinde zu sprechen, weder den Ton noch den Gang von Christen, Heiden oder Türken hatten und so stolzierten und blökten, daß ich glaubte, irgendein Handlanger der Natur hätte Menschen gemacht und sie wären ihm nicht geraten: so abscheulich ahmten sie die Menschheit nach. ERSTER SCHAUSPIELER Ich hoffe, wlr haben das bei uns so ziemlich abgestellt. HAMLET O stellt es ganz und gar ab! Und die bei euch die Narren spielen, laßt sie nicht mehr sagen, als in ihrer Rolle steht; denn es gibt ihrer, die selbst lachen, um einen Haufen alberne Zuschauer zum Lachen zu bringen, wenn auch zu derselben Zeit irgendein notwendiger Punkt des Stückes zu erwägen ist. Das ist schändlich und beweist einen jämmerlichen Ehrgeiz an dem Narren, der es tut. Geht, macht euch fertig! Schauspieler ab. Polonius, Rosenkranz und Güldenstern kommen. Nun, Herr, will der König dies Stück Arbeit anhören? POLONIUS Ja, die Königin auch, und das sogleich. HAMLET Heißt die Schauspieler sich eilen! Polonius ab. Wollt ihr beide sie treiben helfen? ROSENKRANZ und GÜLDENSTERN Ja, gnädiger Herr. Beide ab. HAMLET He! Horatio! Horatio kommt. HORATTO Hier, lieber Prinz, zu Eurem Dienst! HAMLET Du bist grad ein so wackrer Mann, Horatio, Als je mein Umgang einem mich verbrüdert. HORATIO Mein bester Prinz - HAMLET Nein, glaub nicht, daß ich schmeichle. Was für Befördrung hofft ich wohl von dir, Der keine Rent als seinen muntern Geist, Um sich zu nähren und zu kleiden, hat? Weswegen doch dem Armen schmeicheln? Nein, Die Honigzunge lecke dumme Pracht, Es beuge sich des Knies gelenke Angel, Wo Kriecherei Gewinn bringt. Hör mich an: Seit meine teure Seele Herrin war Von ihrer Wahl und Menschen unterschied, Hat sie dich auserkoren. Denen du warst, Als littst du nichts, indem du alles littest, Ein Mann, der Stöß und Gaben vom Geschick Mit gleichem Dank genommen; und gesegnet, Wes Blut und Urteil sich so gut vermischt, Daß er zur Pfeife nicht Fortunen dient, Den Ton zu spielen, den ihr Finger greift. Gebt mir den Mann, den seine Leidenschaft Nicht macht zum Sklaven, und ich will ihn hegen Im Herzensgrund, ja in des Herzens Herzen, Wie ich dich hege. - Schon zu viel hievon. Es gibt zu Nacht ein Schauspiel vor dem König; Ein Auftritt kommt darin dem Umstand nah, Den ich von meines Vaters Tod dir sagte. Ich bitt dich, wenn du das im Gange siehst, So achte mit der ganzen Kraft der Seele Auf meinen Oheim; wenn die verborgne Schuld Bei einer Rede nicht zum Vorschein kommt, So ists ein höllscher Geist, den wir gesehn, Und meine Einbildungen sind so schwarz Wie Schmiedezeug Vulkans. Bemerk ihn recht, Ich will an sein Gesicht mein Auge klammern, Und wir vereinen unser Urteil dann Zur Prüfung seines Aussehns. HORATIO Gut, mein Prinz! Wenn er was stiehlt, indes das Spiel gespielt wird, Und schlüpfet durch, so zahl ich für den Diebstahl. HAMLET Man kommt zum Schauspiel, ich muß närrisch sein. Wählt einen Platz! Ein dänischer Marsch. Trompetenstoß. Der König, die Königin, Polonius, Ophelia, Rosenkranz, Güldenstern und andre. KÖNIG Wie lebt unser Vetter Hamlet? HAMLET Vortrefflich, mein Treu: von dem Chamäleonsgericht. Ich esse Luft, ich werde mit Versprechungen gestopft; so kann man Kapaunen nicht mästen. KÖNIG Ich habe nichts mit dieser Antwort zu schaffen, Hamlet; dies sind meine Worte nicht. HAMLET Meine auch nicht mehr. Zu Polonius. Ihr spieltet einmal auf der Universität, Herr? Sagtet Ihr nicht so? POLONIUS Das tat ich, gnädiger Herr, und wurde für einen guten Schauspieler gehalten. HAMLET Und was stelltet Ihr vor? POLONIUS Ich stellte den Julius Cäsar vor; ich ward auf dem Kapitol umgebracht, Brutus brachte mich um. HAMLET Es war brutal von ihm, ein so kapitales Kalb umzubringen. - Sind die Schauspieler fertig? ROSENKRANZ Ja, gnädiger Herr, sie erwarten Euren Befehl. KÖNIGIN Komm hieher, lieber Hamlet, setz dich zu mir! HAMLET Nein, gute Mutter, hier ist ein stärkerer Magnet. POLONIUS zum Könige. Oho, hört Ihr das wohl? HAMLET Fräulein, soll ich in Eurem Schoße liegen? [Setzt] Legt sich zu Opheliens Füßen. OPHELIA Nein, mein Prinz. HAMLET Ich meine, den Kopf auf Euren Schoß gelehnt. OPHELIA Ja, mein Prinz. HAMLET Denkt Ihr, ich hätte erbauliche Dinge im Sinne? OPHELIA Ich denke nichts. HAMLET Ein schöner Gedanke, zwischen den Beinen eines Mädchens zu liegen. OPHELIA Was ist, mein Prinz? HAMLET Nichts. OPHELIA Ihr seid aufgeräumt. HAMLET Wer? Ich? OPHELIA Ja, mein Prinz. HAMLET Oh, ich reiße Possen wie kein andrer. Was kann ein Mensch Besseres tun, als lustig sein? Denn seht nur, wie fröhlich meine Mutter aussieht, und doch starb mein Vater vor noch nicht zwei Stunden. OPHELIA Nein, vor zweimal zwei Monaten, mein Prinz. HAMLET So lange schon? Ei, so mag der Teufel schwarz gehn; ich will einen Zobelpelz tragen. O Himmel! Vor zwei Monaten gestorben, und noch nicht vergessen! So ist Hoffnung da, daß das Andenken eines großen Mannes sein Leben ein halbes Jahr überleben kann. Aber, bei Unsrer Lieben Frauen! Kirchen muß er stiften, sonst denkt man nicht an ihn; es geht ihm wie dem Steckenpferde, dessen Grabschrift ist: Denn oh! denn oh! Vergessen ist das Steckenpferd. Trompeten, hierauf die Pantomime. Ein König und eine Königin treten auf, sehr zärtlich; die Königin ummarmt ihn und er sie. Sie kniet und macht gegen ihn die Gebärden der Beteurung. Er hebt sie auf und lehnt den Kopf an [ihre Brust] ihren Hals; er legt sich auf ein Blumenbette nieder, sie verläßt ihn, da sie ihn eingeschlafen sieht. Gleich darauf kommt ein Kerl herein, nimmt ihm die Krone ab, küßt sie, gießt Gift in die Ohren des Königs und geht ab. Die Königin kommt zurück, findet den König tot und macht leidenschaftliche Gebärden. Der Vergifter kommt mit [zwei oder drei] drei oder vier Stummen zurück und scheint mit ihr zu wehklagen. Die Leiche wird weggebracht. Der Vergifter wirbt mit Geschenken um die Königin; sie scheint anfangs unwillig und abgeneigt, nimmt aber zuletzt seine Liebe an. Sie gehen ab. OPHELIA Was bedeutet dies, mein Prinz? HAMLET Ei, es ist spitzbübische Munkelei; es bedeutet Unheil. OPHELIA Vielleicht, daß diese Vorstellung den Inhalt des Stücks anzeigt. Der Prolog tritt auf. HAMLET Wir werden es von diesem Gesellen erfahren. Die Schauspieler können nichts geheimhalten, sie werden alles ausplaudern. OPHELIA Wird er uns sagen, was diese Vorstellung bedeutet? HAMLET Ja, oder irgendeine Vorstellung, die Ihr ihm vorstellen wollt. Schämt Euch nur nicht, ihm vorzustellen, sa wird er sich nicht schämen, Euch zu sagen, was es bedeutet. OPHELIA Ihr seid schlimm, Ihr seid schlimm; ich will das Stück anhören. PROLOG Für uns und unsre Vorstellung Mit untertänger Huldigung Ersuchen wir Genehmigung. HAMLET Ist dies ein Prolog oder ein Denkspruch auf einem Ringe? OPHELIA Es ist kurz, mein Prinz. HAMLET Wie Frauenliebe. Ein König und eine Königin treten auf. KÖNIG im Schauspiel. Schon dreißigmal hat den Apoll sein Wagen Um Nereus' Flut und Tellus' Rund getragen, Und zwölfmal dreißig Mond in fremdem Glanz Vollbrachten um den Erdball ihren Tanz, Seit unsre Herzen Liebe treu durchdrungen Und Hymens Bande Hand in Hand geschlungen. KÖNIGIN im Schauspiel. Mag Sonn und Mond so manche Reise doch, Eh Liebe stirbt, uns zählen la**en noch. Doch leider seid Ihr jetzt so matt von Herzen, So fern von vorger Munterkeit und Scherzen, Daß Ihr mich ängstet; aber zag ich gleich, Doch, mein Gemahl, nicht ängsten darf es Euch, Denn Weiberfurcht hält Schritt mit ihrem Lieben: In beiden gar nichts oder übertrieben. Wie meine Lieb ist, hab ich Euch gezeigt; Ihr seht, daß meine Furcht der Liebe gleicht. Das Kleinste schon muß große Lieb erschrecken Und ihre Größ in kleiner Sorg entdecken. KÖNIG im Schauspiel. Ja, Lieb, ich muß dich la**en, und das bald; Mich drückt des Alters schwächende Gewalt. Du wirst in dieser schönen Welt noch leben, Geehrt, geliebt; vielleicht wird, gleich ergeben, Ein zweiter Gatte - KÖNIGIN im Schauspiel. O halt ein, halt ein! Verrat nur könnte solche Liebe sein. Beim zweiten Gatten würd ich selbst mir fluchen; Die einen totschlug, mag den zweiten suchen. HAMLET beiseit. Das ist Wermut. KÖNIGIN im Schauspiel. Das, was die Bande zweiter Ehe flicht, Ist schnöde Sucht nach Vorteil, Liebe nicht. Es tötet noch einmal den toten Gatten, Dem zweiten die Umarmung zu gestatten. KÖNIG im Schauspiel. Ich glaub, Ihr denket jetzt, was Ihr gesprochen,
Doch ein Entschluß wird oft von uns gebrochen. Der Vorsatz ist ja der Erinnrung Knecht, Stark von Geburt, doch bald durch Zeit geschwächt, Wie herbe Früchte fest am Baume hangen, Doch leicht sich lösen, wenn sie Reif erlangen. Notwendig ists, daß jeder leicht vergißt Zu zahlen, was er selbst sich schuldig ist. Wo Leidenschaft den Vorsatz hingewendet, Entgeht das Ziel uns, wann sie selber endet. Der Ungestüm sowohl von Freud als Leid Zerstört mit sich die eigne Wirksamkeit. Laut klagt das Leid, wo laut die Freude schwärmet; Leid freut sich leicht, wenn Freude leicht sich härmet. Die Welt vergeht: es ist nicht wunderbar, Daß mit dem Glück selbst Liebe wandelbar; Denn eine Frag ists, die zu lösen bliebe, Ob Lieb das Glück führt, oder Glück die Liebe. Der Große stürzt, seht seinen Günstling fliehn; Der Arme steigt, und Feinde lieben ihn. So weit scheint Liebe nach dem Glück zu wählen. Wer ihn nicht braucht, dem wird ein Freund nicht fehlen, Und wer in Not versucht den falschen Freund, Verwandelt ihn sogleich in einen Feind. Doch um zu enden, wo ich ausgegangen, Will und Geschick sind stets in Streit befangen. Was wir ersinnen, ist des Zufalls Spiel, Nur der Gedank ist unser, nicht sein Ziel. So denk, dich soll kein zweiter Gatt erwerben. Doch mag dies Denken mit dem ersten sterben. im Schauspiel. Versag mir Nahrung, Erde; Himmel, Licht! Gönnt, Tag und Nacht, mir Lust und Ruhe nicht! Verzweiflung werd aus meinem Trost und Hoffen, Nur Klausnerbuß im Kerker steh mir offen! Mag alles, was der Freude Antlitz trübt, Zerstören, was mein Wunsch am meisten liebt, Und hier und dort verfolge mich Beschwerde, Wenn, einmal Witwe, jemals Weib ich werde! HAMLET zu Ophelia. Wenn sie es nun brechen sollte - KÖNIG im Schauspiel. 's ist fest geschworen. Laß mich, Liebe, nun; Ich werde müd und möcht ein wenig ruhn, Die Zeit zu täuschen. Schläft. KÖNIGIN im Schauspiel. Wiege dich der Schlummer, Und nimmer komme zwischen uns ein Kummer! Ab. HAMLET Gnädige Frau, wie gefällt Euch das Stück? KÖNIGIN Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel. HAMLET Oh, aber sie wird ihr Wort halten! KÖNIG Habt Ihr den Inhalt gehört? Wird es kein Ärgernis geben? HAMLET Nein, nein; sie spaßen nur, vergiften im Spaß, kein Ärgernis in der Welt. KÖNIG Wie nennt Ihr das Stück? HAMLET Die Mausefalle. Und wie das? Metaphorisch. Das Stück ist die Vorstellung eines in Vienna geschehnen Mordes. Gonzago ist der Name des Herzogs, seiner Gemahlin Baptista; Ihr werdet gleich sehen, es ist ein spitzbübischer Handel. Aber was tuts? Eure Majestät und uns, die wir ein freies Gewissen haben, trifft es nicht. Der Aussätzige mag sich jucken, unsre Haut ist gesund. [Der Schauspieler, der den] Lucian*s [spielt,] tritt auf. Dies ist ein gewisser Lucian*s, ein Neffe des Königs. OPHELIA Ihr übernehmt das Amt des Chorus, gnädiger Herr. HAMLET O ich wollte zwischen Euch und Eurem Liebsten Dolmetscher sein, wenn ich die Marionetten nur tanzen sähe. OPHELIA Ihr seid spitz, gnädiger Herr, Ihr seid spitz. HAMLET Ihr würdet zu stöhnen haben, ehe Ihr meine Spitze abstumpftet. OPHELIA Immer noch besser und schlimmer. HAMLET So wählt Ihr Eure Männer. - Fang an, Mörder; laß deine vermaledeiten Gesichter und fang an! Wohlauf: Es brüllt um Rache das Gekrächz des Raben - LUCIan*s Gedanken schwarz, Gift wirksam, Hände fertig, Gelegne Zeit, kein Wesen gegenwärtig. Du schnöder Trank aus mitternächtgem Kraut, Dreimal vom Fluche Hekates betaut: Daß sich dein Zauber, deine grause Schärfe Sogleich auf dies gesunde Leben werfe! Gießt dar Gift in das Ohr des Schlafenden. HAMLET Er vergiftet ihn im Garten um sein Reich, sein Name ist Gonzago; die Geschichte ist vorhanden und in auserlesenem Italienisch geschrieben. Ihr werdet gleich sehn, wie der Mörder die Liebe von Gonzagos Gemahlin gewinnt. OPHELIA Der König steht auf. HAMLET Wie? Durch falschen Feuerlärm geschreckt? KÖNIGIN Wie geht es meinem Gemahl? POLONIUS Macht dem Schauspiel ein Ende. KÖNIG Leuchtet mir! Fort! [POLONIUS] ALLE Licht ! Licht! Licht! Alle ab, außer Hamlet und Horatio. HAMLET Ei, der Gesunde hüpft und lacht, Dem Wunden ists vergällt; Der eine schläft, der andre wacht, Das ist der Lauf der Welt. Sollte nicht dies und ein Wald von Federbüschen - wenn meine sonstige Anwartschaft in die Pilze geht - nebst ein paar gepufften Rosen auf meinen geschlitzten Schuhen, mir zu einem Platz in einer Schauspielergesellschaft verhelfen? HORATIO O ja, einen halben Anteil an der Einnahme. HAMLET Nein, einen ganzen. Denn dir, mein Damon, ist bekannt, Dem Reiche ging zugrund Ein Jupiter; nun herrschet hier Ein rechter, rechter - Affe. HORATIO Ihr hättet reimen können. HAMLET O lieber Horatio, ich wette Tausende auf das Wort des Geistes. Hast du's gemerkt? HORATIO Sehr gut, mein Prinz. HAMLET Bei der Rede vom Vergiften? HORATIO Ich habe ihn genau beachtet. HAMLET Haha! Kommt, Musik, kommt, die Flöten! - Denn wenn der König von dem Stück nichts hält, Ei nun, vielleicht - daß es ihm nicht gefällt. Rosenkranz und Güldenstern kommen. Kommt, Musik! Rosenkranz und Güldenstern kommen. GÜLDENSTERN Bester, gnädiger Herr, vergönnt mir ein Wort mit Euch! HAMLET Eine ganze Geschichte, Herr! GÜLDENSTERN Der König - HAMLET Nun, was gibts mit ihm? GÜLDENSTERN Er hat sich auf sein Zimmer begeben und ist sehr übel. HAMLET Vom Trinken, Herr? GÜLDENSTERN Nein, gnädiger Herr, von Galle. HAMLET Ihr solltet doch mehr gesunden Verstand beweisen und dies dem Arzte melden, denn wenn ich ihm eine Reinigung zumutete, das würde ihm vielleicht noch mehr Galle machen. GÜLDENSTERN Bester Herr, bringt einige Ordnung in Eure Reden und springt nicht so wild von meinem Auftrage ab. HAMLET Ich bin zahm, Herr, sprecht! GÜLDENSTERN Die Königin, Eure Mutter, hat mich in der tiefsten Bekümmernis ihres Herzens zu Euch geschickt. HAMLET Ihr seid willkommen. GÜLDENSTERN Nein, bester Herr, diese Höflichkeit ist nicht von der rechten Art. Beliebt es Euch, mir eine gesunde Antwort zu geben, so will ich den Befehl Eurer Mutter ausrichten; wo nicht, so verzeiht, ich gehe wieder, und damit ist mein Geschäft zu Ende. HAMLET Herr, ich kann nicht. GÜLDENSTERN Was, gnädiger Herr? HAMLET Euch eine gesunde Antwort geben. Mein Verstand ist krank. Aber, Herr, solche Antwort, als ich geben kann, ist zu Eurem Befehl, oder vielmehr, wie Ihr sagt, zu meiner Mutter Befehl; drum nichts weiter, sondern zur Sache. Meine Mutter, sagt Ihr - ROSENKRANZ Sie sagt also folgendes: Euer Betragen hat sie in Staunen und Verwunderung gesetzt. HAMLET O wundervoller Sohn, über den seine Mutter so erstaunen kann! Kommt kein Nachsatz, der dieser mütterlichen Verwunderung auf dem Fuße folgt? [Laßt hören!] ROSENKRANZ Sie wünscht mit Euch in ihrem Zimmer zu reden, ehe Ihr zu Bett geht. HAMLET Wir wollen gehorchen, und wäre sie zehnmal unsre Mutter. Habt Ihr noch sonst was mit mir zu schaffen? ROSENKRANZ Gnädiger Herr, Ihr liebtet mich einst - HAMLET Das tu ich noch, bei diesen beiden Diebeszangen hier! ROSENKRANZ Bester Herr, was ist die Ursache Eures Übels? Gewiß, Ihr tretet Eurer eignen Freiheit in den Weg, wenn Ihr Eurem Freunde Euren Kummer verheimlicht. HAMLET Herr, es fehlt mir an Beförderung. ROSENKRANZ Wie kann das sein, da Ihr die Stimme des Königs selbst zur Nachfolge im dänischen Reiche habt? HAMLET Ja, Herr, aber »derweil das Gras wächst« - das Sprichwort ist ein wenig rostig. Schauspieler kommen mit Flöten. O die Flöten! Laßt mich eine sehn. - Um Euch insbesondre zu sprechen: Nimmt Güldenstern beiseit. Weswegen geht Ihr um mich herum, um meine Witterung zu bekommen, als wolltet Ihr mich in ein Netz treiben? GÜLDENSTERN O gnädiger Herr, wenn meine Ergebenheit allzu kühn ist, so ist meine Liebe ungesittet. HAMLET Das versteh ich nicht recht. Wollt Ihr auf dieser Flöte spielen? GÜLDENSTERN Gnädiger Herr, ich kann nicht. HAMLET Ich bitte Euch. GÜLDENSTERN Glaubt mir, ich kann nicht. HAMLET Ich ersuche Euch darum. GÜLDENSTERN Ich weiß keinen einzigen Griff, gnädiger Herr. HAMLET Es ist so leicht wie lügen. Regiert diese Windlöcher mit Euren Fingern und Daumen, gebt der Flöte mit Eurem Munde Odem, und sie wird die beredteste Musik sprechen. Seht Ihr, dies sind die Griffe! GÜLDENSTERN Aber die habe ich eben nicht in meiner Gewalt, um irgendeine Harmonie hervorzubringen; ich besitze die Kunst nicht. HAMLET Nun, seht Ihr, welch ein nichtswürdiges Ding Ihr aus mir macht? Ihr wollt auf mir spielen, Ihr wollt tun, als kenntet Ihr meine Griffe, Ihr wollt in das Herz meines Geheimnisses dringen, Ihr wollt mich von meiner tiefsten Note bis zum Gipfel meiner Stimme hinauf prüfen; und in dem kleinen Instrument hier ist viel Musik, eine vortreffliche Stimme, dennoch könnt Ihr es nicht zum Sprechen bringen! Wetter, denkt Ihr, daß ich leichter zu spielen bin als eine Flöte? Nennt mich was für ein Instrument Ihr wollt, Ihr könnt mich zwar verstimmen, aber nicht auf mir spielen. Polonius kommt. Gott grüß Euch, Herr! POLONIUS Gnädiger Herr, die Königin wünscht Euch zu sprechen, und das sogleich. HAMLET Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels? POLONIUS Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel. HAMLET Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel. POLONIUS Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel. HAMLET Oder wie ein Walfisch? POLONIUS Ganz wie ein Walfisch. HAMLET Nun, so will ich zu meiner Mutter kommen, im Augenblick. Sie närren mich, daß mir die Geduld beinah reißt. - Ich komme im Augenblick. POLONIUS Das will ich ihr sagen. Ab. HAMLET Im Augenblick ist leicht gesagt. Polonius ab. Laßt mich, Freunde! Rosenkranz, Güldenstern, Horatio und die andern ab. Nun ist die wahre Spukezeit der Nacht, Wo Grüfte gähnen und die Hölle selbst Pest haucht in diese Welt. Nun tränk ich wohl heiß Blut Und täte Dinge, die der bittre Tag Mit Schaudern säh. Still, jetzt zu meiner Mutter! O Herz, vergiß nicht die Natur! Nie dränge Sich Neros Seel in diesen festen Busen! Grausam, nicht unnatürlich, laß mich sein; Nur reden will ich Dolche, keine brauchen. Hierin seid Heuchler, Zung, und du, Gemüt: Wie hart mit ihr auch meine Rede schmäle, Nie willge drein, sie zu versiegeln, Seele! Ab.