Als wir kamen nach Kupferstadt
War dort alles rot von Staub
Die Häuser, die Menschen, die Hunde, das Laub
Das war alles rot von Staub
Als wir nach Kupferstadt kamen
Als wir fuhren am Hafen vorbei
Da lagen die Schiffe so stumm
Da stand ein Hafenarbeiter herum
Der sagte: "Die streiken im Stahlwerk, drum"
Als wir kamen in die Stahlarbeiterstadt
Der Hochwald aus Schloten, der Schwefelhauch
Einige dampften, doch viele waren ohne Rauch
Da sagten wir: "Dort streiken sie, dort, und dort auch"
Sie aßen ihr Brötchen am Streikpostentor
Bei Mannesmann und auch bei Thyssen
Da wollten wirs halt wissen
Und einer erzählte uns zwischen zwei Bissen
Damals am Streikpostentor
Am Hochofen wirst Du, mein Junge, nicht alt
Da kommst Du gesund nicht davon
Da bist Du ein Wrack mit fünfzig schon
Da gehst Du als Krüppel in die Pension
Da wirst Du, mein Junge, nicht alt
Die Fünfunddreißig-Stunden-Woche brauchen wir
Und fünf Prozent höheren Lohn
Die Konzerndividenden steigen wie ein Ballon
Aber Hunderttausend streiken jetzt schon
Die fünfunddreißig Stunden wollen wir
Wie viel haben sie schon auf die Straße gesetzt
Trotz steigender Produktion
Sie rationalisieren uns weg, wir kennen das schon
Fünfunddreißig Stunden, höherer Lohn
Zu viel haben sie schon auf die Straße gesetzt
Und als wir die Fideln auspackten
Bei Thyssen und auch bei Mannesmann
Da sahen sie uns fast schon als Freunde an
Die wärmenden Lieder sangen wir dann
Als wir die Fideln auspackten
Und als wir fuhren aus der Stahlstadt hinaus
Da kämpften sie über fünf Wochen noch
Sie hielten die Losung und hielten sie hoch
Trotz Aussperrung und Haushaltsgeldloch
Dann verloren wir uns in der Ferne
Und lasen vom Streik nur in den Blättern
In Leitartikeln von Spöttern
Die gegen die Streikenden wettern
Als wir uns verloren in der Ferne
Und als wir dann endlich zu Hause waren
Da hörten wir im Rundfunk beklommen
Ein fauler Kompromiss ist angenommen
Sie haben einen Bettel bekommen
Da hockten wir alle beisammen
Und sagten: "Und doch war es richtig"
Schon allein, zu kämpfen, war wichtig
Der Friedhofsfriede wird nichtig
Nächstes Mal wirds besser gehn
Die Losung von Stahlstadt, sie bleibt bestehn
Der Weg war gut, viele werden ihn gehn
Und einer hat noch hingeschmissen
Das waren mir die liebsten Konzerte
Von allen, die ich spielte und hörte
Damals, als es an den Hochoefen gaerte
Bei Mannesmann und bei Thyssen