Lilith:
Dunkelheit!
Und kein Lichtstrahl mich ersticht!
Samuel:
Es ist kalt, und es schmerzt,
Und ich habe Angst um Dich!
Lilith:
Ich verlaß' Dich nicht,
Komm', halt mich fest, ich brauche Dich!
Samuel:
Unheilbar...
Lilith:
Voll Kraftlosigkeit...
Samuel:
Zwei Hände...
Beide:
Eine Einheit!
Lilith:
Ein Flackern, das in mir stirbt...
Samuel:
Und ein Auge, das mich nicht mehr sieht?
Lilith:
Die Sonne meines Herzen strahlt,
Ihr Schein wird meine Liebe zu Dir tragen!
Samuel:
Doch ich bin allein!
Ein Leben ohne Dich,
Wie soll es sein?
Lilith:
Am Anfang stand der Frühling,
Und der Schnee, er schmolz entsetzt!
Wie ein Baum in seiner Jugend
Stolz der Morgenröte trotzt:
In den Himmel hast Du mich gehoben,
Weit über die Sterne...
Samuel:
Laß' uns nochmal die Träume leben,
Ist die Vergangenheit uns ferne?
In der Blütezeit des Lebens
Machte uns der Sommer satt.
Selbst als die Welt um mich verbrannte
Habe ich nie ans Grab gedacht!
Muß denn Leben immer leiden?
Ich kann die Qualen nicht verstehen!
Lilith:
Oh Gott! Vergib mir meine Liebe,
Doch ich will nicht von ihm gehen!
Die Blätter fielen von den Bäumen,
Denn der Herbst färbte sie rot!
Meine Wangen wurden sterblicher,
Geschwängert durch den Tod:
Gefangen in dem Sog
Aus unbarmherziger Vergänglichkeit...
Samuel:
Vergaß ich nie Dein Antlitz
Denn es ist wärmend Endlosigkeit!
So, wie Eva in den Apfel biß,
Genossen wir die Frucht:
Lilith:
Belebender Geschmack
Und bittersüßlicher Geruch!
Samuel:
Doch der Apfel ward aus Krähen Hand...
Lilith:
...der Wurm darin die Pest!
Samuel:
Und Gott wollte unser Leben:
Das Paradies gefror zu Eis!
Ewigkeit
Ist der Sturm der Dich bedeckt!
Lilith:
Und es vergeh'n Jahrtausende
Bis man mich darin entdeckt!
Samuel:
In Schutt uns Asche Deiner Krankheit
Werd' ich mit Dir sterben...
Lilith:
Niemals! Das Feuer brennt die Tränen tot,
Und in Liebe ist kein Platz für das...
Samuel:
Verderben!
Lilith:
Und auch ohne mich wirst Du leben...
Samuel:
Und mit ganzer Kraft nach Vergeltung streben!
Und in jedem Schatten werde nach dem Tod ich suchen!
Lilith:
Und mich dann nach deinem Leben wiederseh'n!
Samuel:
Niemals, jetzt hast Du mich gerufen!
Nein!
Wenn dies das Leben ist, dann will ich nicht mehr sein!
Gram!
Von deinen Küssen wird das Herz mir warm!
Samuel zu Gott:
Niemals mehr wird der Morgentaukristall
Mein Herz beglücken!
Oder Wa**er aus dem Lebensquell
Meinen trocknen Mund erquicken!
Selbst das Himmelbett aus Sternen,
In die Tiefe es versank:
Geschwärzt sind meine Tage,
Und mein Denken ist Gestank!
So spricht Gott zu Samuel:
(aus dem Buche Hiob zusammengestückelt)
Wer ist's, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne
Verstand? Gürte Deine Lenden wie ein Mann! Ich will Dich
fragen, lehre mich! Wo warst Du, als ich die Welt gründete?
Sag's mir! Weißt Du, wer ihr das Maß gesetzt hat, oder wer
über sie die Richtschnur gezogen hat? Worauf sind ihre
Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich
die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle
Gottessöhne? Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als
es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, als ich's mit Wolken
kleidete, als ich ihm seine Grenzen bestimmte mit meinem
Damm und setzte ihm Riegel und Tore und sprach: "Bis hierher
sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen Deine
stolzen Wellen!"? Hast Du zu Deiner Zeit dem Morgen
geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt, damit sie die
Ecken der Erde faßte und die Gottlosen herausgeschüttelt
würden? Haben sich Dir des Todes Tore aufgetan, oder hast
Du gesehen die Tore der Finsternis? Welches ist der Weg
dahin, wo das Licht wohnt, und welches ist die Stätte der
Finsternis? Kannst die Bande des Siebengestirns
zusammenbinden oder den Gürtel des Orion auflösen? Wer
gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige
Gedanken? Wer ist so weise, daß er die Wolken zählen könnte?
Wer mit dem Allmächtigen rechtet, kann der ihm etwas
vorschreiben? Wer Gott zurechtweist, der antworte! Willst Du
mein Urteil zunichte machen und mich schuldig sprechen, daß
Du Recht behältst? Antworte, Samuel!