Walter, Biterolf, Reinmar
Was hör ich?
Landgraf, Ritter, SÄNGER
Wie? Was seh ich? Elisabeth,
die keusche Jungfrau für den Sünder!
(Elisabeth wirft sich zwischen Tannhäuser und seine Angreifer)
Elisabeth
Zurück! Des Todes achte ich sonst nicht!
Was ist die Wunde eures Eisens gegen
den Todesstoss, den ich von ihm empfing?
Landgraf, Ritter, SÄNGER
Elisabeth! Was muss ich hören?
Wie liess dein Herz dich so betören,
von dem die Strafe zu beschwören,
der auch so furchtbar dich verriet?
Elisabeth
Was liegt an mir? Doch er--sein Heil!
Wollt ihr sein ewig Heil ihm rauben?
Landgraf, SÄNGER, Ritter
Verworfen hat er jedes Hoffen,
niemals wird ihm des Heils Gewinn!
Des Himmels Fluch fiel schwer auf ihn,
in seinen Sünden fahr er hin!
Elisabeth
Zurück von ihm! Nicht ihr seid seine Richter!
Grausame! Werft von euch das wilde Schwert
und gebt Gehör der reinen Jungfrau Wort!
Vernehmt durch mich, was Gottes Wille ist!
Der Unglücksel'ge, den gefangen
ein furchtbar mächt'ger Zauber hält,
wie, sollt' er-nie zum Heil gelangen
durch Sühn und Buss in dieser Welt?
Die ihr so stark im reinen Glauben,
verkennt ihr so des Höchsten Rat?
Wollt ihr des Sünders Hoffnung rauben,
so sagt, was euch er Leides Tat?
Seht mich, die Jungfrau, deren Blüte
mit einem jähen Schlag er brach,
die ihn geliebt tief im Gemüte,
der jubelnd er das Herz zerstach!
Ich fleh für ihn, ich flehe für sein Leben,
reuvoll zur Busse lenke er den Schritt!
Der Mut des Glaubens sei ihm neu gegeben,
da** auch für ihn einst der Erlöser litt!
Tannhäuser
Weh! Weh mir Unglücksel'gem!
Landgraf, SÄNGER, Ritter
Ein Engel stieg aus lichtem Äther,
zu künden Gottes heil'gen Rat!
Blick hin, du schändlicher Verräter,
werd inne deiner Missetat!
Blick hin auf sie!
Du gabst ihr Tod, sie bittet für dein Leben:
wer bliebe rauh, hört er des Engels Flehn?
Darf ich auch nicht dem Schuldigen vergeben,
dem Himmelswort kann nicht ich widerstehn.
Darf ich auch nie dem Schuldigen vergeben,
dem Himmelswort kann ich nicht widerstehn.
Landgraf, SÄNGER, Ritter
Du gabst ihr Tod, .
Tannhäuser
Zum Heil den Sündigen zu führen,
die Gottgesandte nahte mir!
Doch, ach, sie frevelnd zu berühren,
hob ich den Lästerblick zu ihr!
0 du, hoch über diesen Erdengründen,
die mir den Engel meines Heils gesandt,
erbarm dich mein, der, ach! so tief in Sünden,
schmachvoll des Himmels Mittlerin verkannt!
Erbarm dich mein! Ach, erbarm dich mein! .
Elisabeth
Ich fleh für ihn, .
(Das Ensemble geht weiter vor sich)