Holländer
Wie aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten
spricht dieses Mädchens Bild zu mir:
wie ich's geträumt seit bangen Ewigkeiten,
vor meinen Augen seh' ich's hier.
Wohl hub auch ich voll Sehnsucht meine Blicke
aus tiefer Nacht empor zu einem Weib:
ein schlagend' Herz ließ, ach! mir Satans Tücke,
daß eingedenk ich meiner Qualen bleib'.
Die düstre Glut, die hier ich fühle brennen,
sollt' ich Unseliger sie Liebe nennen?
Ach nein! Die Sehnsucht ist es nach dem Heil:
würd es durch solchen Engel mir zuteil!
Senta
Versank ich jetzt in wunderbares Träumen?
Was ich erblicke, ist's ein Wahn?
Weilt' ich bisher in trügerischen Räumen,
brach des Erwachens Tag heut' an?
Er steht vor mir, mit leidenvollen Zügen,
es spricht sein unerhörter Gram zu mir:
kann tiefen Mitleids Stimme mich belügen?
Wie ich ihn oft gesehn, so steht er hier.
Die Schmerzen, die in meinem Busen brennen,
ach', dies Verlangen, wie soll ich es nennen?
Wonach mit Sehnsucht es dich treibt - das Heil,
würd' es, du Ärmster, dir duch mich zuteil!
Holländer
Wirst du des Vaters Wahl nicht schelten?
Was er versprach, wie - dürft' es gelten?
Du könntest dich für ewig mir ergeben,
und deine Hand dem Fremdling reichtest du?
Soll finden ich, nach qualenvollen Leben,
in deiner Treu' die langersehnte Ruh'?
Senta
Wer du auch seist und welches das Verderben,
dem grausam dich dein schicksal konnte weih'n -
was auch das Los, das ich mir sollt' erwerben,
gehorsam stests werd' ich dem Vater sein!
Holländer
So unbedingt, wie? Könnte dich durchdringen
für meine Leiden tiefstes Mitgefühl?
Senta
(für sich)
Oh, welche Leiden!
Könnt' ich Trost dir bringen!
Holländer
(da er es vernommen)
Welch' holder Klang im nächtigen Gewühl!
Du bist ein Engel! Eines Engels Liebe
Verworf'ne selbst zu trösten weiß!
Ach, wenn Erlösung mir zu hoffen bliebe,
Allewiger, durch diese sei's!
Senta
Ach, wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe,
Allewiger, durch mich nur sei's!
Holländer
Ach! Könntest das Geschick du ahnen,
dem dann mit mir du angehörst,
dich würd' es an das Opfer mahnen,
das du mir bringst, wenn Treu' du schwörst.
Es flöhe schaudernd deine Jugend
dem Lose, dem du sie willst weih'n,
nennst du des Weibes schönste Tugend,
nennst ew'ge Treue du nicht dein!
Senta
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge Pflichten.
sei drum gestrost, unsel'ger Mann!
Laß über die das Schicksal richten,
die seinem Spruche trotzen kann!
In meines Herzens höchster Reine
kenn' ich der Treue Hochgebot.
Wem ich sie weih', schenk' ich die eine;
die Treue bis zum Tod.
Holländer
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
dem Schwur, dem hohen Wort entfließt.
Hört es: mein Heil, hab' ich gefunden.
Mächte, ihr Mächte, die ihr zurück mich stießt.
Du Stern des Unheils sollst erbla**en.
Licht meiner Hoffnung, leuchte neu!
Ihr Engel, die mich einst verla**en,
stärkt jetzt dies Herz in seiner Treu'.
Senta
Von mächt'gem Zauber überwunden
reißt mich's zu seiner Rettung fort.
hier habe Heimat er gefunden,
hier ruh' sein schiff in sich'rem Port!
Was ist's, das mächtig in mir lebet?
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
laß es die Kraft der Treue sein!