Holländer Weit komm' ich her; verwehrt bei Sturm und Wetter ihr mir den Ankerplatz? Daland Behüt' es Gott! Gastfreundschaft kennt der Seemann - Wer bist du? Holländer Holländer. Daland Gott zum Gruß! So trieb auch doch der Sturm an diesen nackten Felsenstrand? Mi ging's nicht besser: wenig Meilen nur von hier ist meine Heimat; fast erreicht, mußt' ich aufs neu mich von ihr wenden. Sag', woher kommst du? Hast Schaden du genommen? Holländer Mein Schiff ist fest, es leidet keinen Schaden. Durch Sturm und bösen Wind verschlagen, irr' auf den Wa**ern ich umher - wie lange, weiß ich kaum zu sagen; Schon zähl' ich nicht die Jahre mehr. Unmöglich dünkt mich', daß ich nenne die Länder alle, die ich fand: das eine nur, nach dem ich brenne, ich find' es nicht, mein Heimatland! Vergönne mir auf kurze Frist dein Haus, und deine Freundschaft soll dich nicht gereu'n. Mit Schätzen aller Gegenden und Zonen ist reich mein Schiff beladen, willst du handeln, so sollst du sicher deines Vorteils sein. Daland Wie wunderbar! Soll deinem Wort ich glauben? Ein Unstern, scheint's, hat dich bis jetzt verfolgt. Um dir zu frommen, biet' ich, was ich kann: doch darf ich fragen, was dein Schiff enthält? Holländer Die seltensten der Schätze sollst du sehn, kostbare Perlen, edelstes Gestein. (Er gibt seiner Mannschaft ein Zeichen, zwei von derselben bringen eine Kiste an Land) Blick hin, und überzeuge dich vom Werte des Preises, den ich für ein gastlich' Dach dir biete. Daland Wie? Ist's möglich? Diese Schätze! Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten? Holländer Den Pries? Soeben hab' ich ihn genannt; dies für das Obdach einer einz'gen Nacht! Doch, was du siehst, ist nur der kleinste Teil von dem, was meines Schiffes Raum verschließt. Was frommt der Schatz? Ich habe weder Weib noch Kind, und meine Heimat find' ich nie! All' meinen Reichtum biet' ich dir, wenn bei den Deinen du mir neue Heimat gibst. Daland Was muß ich hören! Holländer Hast du eine Tochter? Daland Fürwahr, ein treues Kind. Holländer Sie sei mein Weib! Daland Wie? Hör ich recht? Mein Tochter sein Weib? Er selbst spricht aus den Gedanken . . .
Fast fürcht' ich, wenn unentschlossen ich bleib', er mueßt im Vorsatze wa*ken. Wueßt ich, ob ich wach' oder träume? Kann ein Eidam willkommener sein? Ein Tor, wenn das Glück ich versäume! Voll Entzücken schlage ich ein. Holländer Ach, ohne Weib, ohne Kind bin ich, nichts fesselt mich an die Erde. Rastlos verfolgt das Schicksal mich. die Qual nur war mir Gefährte. Nie werd' ich die Heimat erreichen: zu was frommt mir der Güter Gewinn? Läßt du zu dem Bund dich erweichen, oh! so nimm meine Schätze dahin! Daland Wohl, Fremding, hab' ich eine schöne Tochter, mit treuer Kindeslieb' ergeben mir; sie ist mein Stolz, das höchste meiner Güter, mein Trost im Unglück, meine Freund' im Glück. Holländer Dem Vater stets bewahr' sie ihre Liebe! ihm treu, wird sie auch treu dem Gatten sein. Daland Du gibst Juwelen, unschätzbare Perlen, das höchste Kleinod doch, ein treues Weib . . . Holländer Du gibst es mir? Daland Ich gebe dir mein Wort. Mich rührt dein Los; freigebig, wie du bist, zeigst Edelmut und hohen Sinn du mir: den Eidam wünscht ich so; und wäer' dein Gut auch nicht so reich, wählt ich doch keinen andren. Holländer Hab' Dank! Werd' ich die Tochter heut' noch sehn? Daland Der nächste günst'ge Wind bringt uns nach Haus; du sollst sie seh'n, und wenn sie dir gefällt . . . Holländer So ist sie mein . . . (beiseite) Wird sie mein Engel sein? Wenn aus der Qualen Schreckgewalten die Sehnsucht nach dem Heil mich treibt, ist mir's erlaubt, mich festzuhalten an einer Hoffnung, die mir bleibt? Darf ich in jenem Wahn noch schmachten daß sich ein Engel mir erweicht? Der Qualen, die mein Haupt umnachten, ersehntes Ziel hätt' ich erreicht? Ach! ohne Hoffnung, wie ich bin, geb' ich mich doch der Hoffnung hin! Daland Gepreisen seid, gepreisen seid des Sturmes Gewalten, die ihr an diesen Strand mich triebt! Fuerwahr, bloss hab' ich festzuhalten was sich so schoen von selbst mir gibt. Die ihn an diese Kueste brachten, ihr Winde, sellt gesegnet sein! Ha, womach alle Vaeter trachten, ein reicher Eidam, er ist mein! Ja, dem Mann mit Gut und hohem Sinn geb' froh ich Haus und Tochter hin!