CAPUT XX Von Harburg fuhr ich in einer Stund' Nach Hamburg. Es war schon Abend. Die Sterne am Himmel grüßten mich, Die Luft war lind und labend. Und als ich zu meiner Frau Mutter kam, Erschrak sie fast vor Freude; Sie rief: »Mein liebes Kind!« und schlug Zusammen die Hände beide. »Mein liebes Kind, wohl dreizehn Jahr' Verflossen unterdessen! Du wirst gewiß sehr hungrig sein – Sag an, was willst du essen? Ich habe Fisch und Gänsefleisch Und schöne Apfelsinen.« »So gib mir Fisch und Gänsefleisch Und schöne Apfelsinen.« Und als ich aß mit großem App'tit, Die Mutter ward glücklich und munter, Sie frug wohl dies, sie frug wohl das, Verfängliche Fragen mitunter. »Mein liebes Kind! und wirst du auch Recht sorgsam gepflegt in der Fremde? Versteht deine Frau die Haushaltung, Und flickt sie dir Strümpfe und Hemde?« »Der Fisch ist gut, lieb Mütterlein, Doch muß man ihn schweigend verzehren; Man kriegt so leicht eine Grät' in den Hals, Du darfst mich jetzt nicht stören.«
Und als ich den braven Fisch verzehrt, Die Gans ward aufgetragen. Die Mutter frug wieder wohl dies, wohl das, Mitunter verfängliche Fragen. »Mein liebes Kind! in welchem Land Läßt sich am besten leben? Hier oder in Frankreich? und welchem Volk Wirst du den Vorzug geben?« »Die deutsche Gans, lieb Mütterlein, Ist gut, jedoch die Franzosen, Sie stopfen die Gänse besser als wir, Auch haben sie bessere Saucen.« – Und als die Gans sich wieder empfahl, Da machten ihre Aufwartung Die Apfelsinen, sie schmeckten so süß, Ganz über alle Erwartung. Die Mutter aber fing wieder an Zu fragen sehr vergnüglich, Nach tausend Dingen, mitunter sogar Nach Dingen, die sehr anzüglich. »Mein liebes Kind! Wie denkst du jetzt? Treibst du noch immer aus Neigung Die Politik? Zu welcher Partei Gehörst du mit Überzeugung?« »Die Apfelsinen, lieb Mütterlein, Sind gut, und mit wahrem Vergnügen Verschlucke ich den süßen Saft, Und ich la**e die Schalen liegen.«