Kaput IV. Ronceval, du edles Thal! Wenn ich deinen Namen höre, Bebt und duftet mir im Herzen Die verschollne blaue Blume! Glänzend steigt empor die Traumwelt, Die jahrtausendlich versunken, Und die großen Geisteraugen Schaun mich an, da** ich erschrecke! Und es klirrt und tost! Es kämpfen Saracen und Frankenritter; Wie verzweifelnd, wie verblutend, Klingen Roland's Waldhornrufe! In dem Thal von Ronceval, Unfern von der Rolandsscharte – So geheißen, weil der Held, Um sich einen Weg zu bahnen, Mit dem guten Schwert Duranda Also todesgrimmig einhieb In die Felswand, da** die Spuren Bis zu heut'gem Tage sichtbar – Dort in einer düstern Steinschlucht, Die umwachsen von dem Buschwerk Wilder Tannen, tief verborgen, Liegt die Höhle Atta Troll's. Dort, im Schoße der Familie, Ruht er aus von den Strapazen Seiner Flucht und von der Mühsal Seiner Völkerschau und Weltfahrt. Süßes Wiedersehn! Die Jungen Fand er in der theuren Höhle, Wo er sie gezeugt mit Mumma; Söhne vier und Töchter zwei. Wohlgeleckte Bärenjungfraun, Blond von Haar, wie Pred'gerstöchter; Braun die Buben, nur der Jüngste Mit dem einz'gen Ohr ist schwarz. Dieser Jüngste war das Herzblatt Seiner Mutter, die ihm spielend Abgebissen einst ein Ohr; Und sie fraß es auf vor Liebe. Ist ein genialer Jüngling, Für Gymnastik sehr begabt, Und er schlägt die Purzelbäume Wie der Turnkunstmeister Ma**mann. Blüthe autochthoner Bildung, Liebt er nur die Muttersprache, Lernte nimmer den Jargon Des Hellenen und des Römlings. Frisch und frei und fromm und fröhlich,
Ist verha**t ihm alle Seife, Luxus des modernen Waschens, Wie dem Turnkunstmeister Ma**mann. Am genialsten ist der Jüngling, Wenn er klettert auf dem Baume, Der entlang der steilsten Felswand Aus der tiefen Schlucht emporsteigt, Und hinaufragt bis zur Koppe, Wo des Nachts die ganze Sippschaft Sich versammelt um den Vater, Kosend in der Abendkühle. Gern erzählt alsdann der Alte, Was er in der Welt erlebte, Wie er Menschen viel' und Städte Einst gesehn, auch Viel erduldet, Gleich dem edlen Laertiaden, Diesem nur darin unähnlich, Da** die Gattin mit ihm reiste, Seine schwarze Penelope. Auch erzählt dann Atta Troll Von dem kolossalen Beifall, Den er einst durch seine Tanzkunst Eingeerntet bei den Menschen. Er versichert, Jung und Alt Habe jubelnd ihn bewundert, Wenn er tanzte auf den Märkten Bei der Sackpfeif' süßen Tönen. Und die Damen ganz besonders, Diese zarten Kennerinnen, Hätten rasend applaudiert Und ihm huldreich zugeäugelt. O, der Künstlereitelkeiten! Schmunzelnd denkt der alte Tanzbär An die Zeit, wo sein Talent Vor dem Publico sich zeigte. Übermannt von Selbstbegeistrung, Will er durch die That bekunden, Da** er nicht ein armer Prahlhans, Da** er wirklich groß als Tänzer – Und vom Boden springt er plötzlich, Stellt sich auf die Hintertatzen, Und wie ehmals tanzt er wieder Seinen Leibtanz, die Gavotte. Stumm, mit aufgesperrten Schnauzen, Schauen zu die Bärenjungen, Wie der Vater hin und her springt Wunderbar im Mondenscheine.