Kaput XV. Riesenhafte Felsenblöcke, Mißgestaltet und verzerrt, Schaun mich an gleich Ungethümen, Die versteinert, aus der Urzeit. Seltsam! Graue Wolken schweben Drüber hin, wie Doppelgänger; Sind ein blödes Konterfei Jener wilden Steinfiguren. In der Ferne rast der Sturzbach, Und der Wind heult in den Föhren! Ein Geräusch, das unerbittlich Und fatal wie die Verzweiflung. Schauerliche Einsamkeiten! Schwarze Dohlenscharen sitzen Auf verwittert morschen Tannen, Flattern mit den lahmen Flügeln. Neben mir geht der Laskaro, Blast und schweigsam, und ich selber Mag wohl wie der Wahnsinn aussehn, Den der leid'ge Tod begleitet. Eine hässlich wüste Gegend. Liegt darauf ein Fluch? Ich glaube Blut zu sehen an den Wurzeln Jenes Baums, der ganz verkrüppelt. Er beschattet eine Hütte, Die verschämt sich in der Erde Halb versteckt; wie furchtsam stehend Schaut dich an das arme Strohdach. Die Bewohner dieser Hütte Sind Cagoten, Überbleibsel
Eines Stamms, der tief im Dunkeln Sein zertretnes Dasein fristet. In den Herzen der Würmelt heute noch der Abscheu Vor Cagoten. Düstres Erbtheil Aus der düstern Glaubenszeit. In dem Dome zu Bagnères Lauscht ein enges Gitterpförtchen; Dieses, sagte mir der Küster, War die Thüre der Cagoten. Streng versagt war ihnen ehmals Jeder andre Kircheneingang, Und sie kamen wie verstohlen In das Gotteshaus geschlichen. Dort auf einem niedern Schemel Saß der Cagot, einsam betend, Und gesondert, wie verpestet, Von der übrigen Gemeinde, – Aber die geweihten Kerzen Des Jahrhunderts flattern lustig, Und das Licht verscheucht die bösen Mittelalterlichen Schatten! – Stehn blieb draußen der Laskaro, Während ich in des Cagoten Niedre Hütte trat. Ich reichte Freundlich meine Hand dem Bruder. Und ich küsste auch sein Kind, Das, am Busen seines Weibes Angeklammert, gierig saugte; Einer kranken Spinne glich es.