Bernstedt war eine sehr kleine Gemeinde
Die kaum jemand kennt, eben bloß irgendeine
Am Fuße der Berge und weit weg vom Meer
Da geht keiner hin und kommt kaum einer her
Eines Tages zu Pfingsten, ein sonniger Tag
Da stiegen zwei Wanderer nach Bernstedt hinab
Sie baten um einen Platz für die Nacht
Und im Gasthaus wurd' ihnen ein Zimmer gemacht
Sie erzählten von Goldklumpen, die sie entdeckten
Als sie sich wegen drohendem Regen versteckten
In einer Felsspalte unweit dem Orte
Da lauschte man auf beim Klang ihrer Worte
Als die Wanderer ruhten wollt man sich beraten
Man traf sich beim Schmied, im Schuppen, im Garten
Es wurd' kaum diskutiert, man entschied recht gela**en
Die Wanderer dürften das Dorf nicht verla**en
Dann hätt' man die Quelle für sich und es kämen
Auch keine Gestalten, die's ihnen wegnähmen
Das wäre am besten, wenn auch gegen's Recht
Alternativ teilen befand man für schlecht
Nur die Tochter des Pfarrers entsetzte sich laut
Hatte sie das doch keinem im Dorf zugetraut
Doch weil selbst ihr Vater den Plan tolerierte
Lachte man bloß als sie schrill demonstrierte
Und so packte man Fackeln und Mistgabeln ein
Die Wanderer erwachten von jener Art Schreien
Wie's ein wütender Mob kann seit ewigen Zeiten
Auch wenn sie das hinterher gerne bestreiten
Die Wanderer waren erst verblüfft, aber dann
Erkannten sie doch die Gefahr, es begann
Ein recht kurzer Kampf, der schnell war vorbei
Man befragte sie lange und man schlug sie dabei
Sie flehten um Gnade, verrieten den Platz
Wo die Goldader lag, jener tragische Schatz
Der sie gestern noch freute und doch, wie es kam
Ihnen schon heute das Leben nahm
Ihre Leiber hat man dann mit Beilen zerhackt
Und die Reste in Säcke des Müllers gepackt
Die hat man verschnürt und dann schnell und beflissen
Am Fuße der Brücke ins Flussbett geschmissen
Die Regeln fürs Goldholen waren streng konzipiert
Da** keiner aus Habgier die Nerven verliert
Zwei Leichen reichen, man wollte ja nie
Eine Eskalation oder gar Anarchie
Die Wehmut der Tochter des Pfarrers war groß
Sie kriegte die Bilder des Grauens nicht los
Und sie entschloß sich das Dorf zu verla**en
Zum Glück hat man sie dann auch gehen la**en
Ein paar Wochen später fiel pra**elnder Regen
Und hörte nicht auf sich auf Bernstedt zu legen
Es blitzte, es tobte, es donnerte, krachte
Und es war ein Blitz, der die Scheune entfachte
Die Flammen waren schnell und der Fluss trat bald über
Man suchte die Flucht, doch man kam nicht hinüber
Die Komposition aus Wa**er und Glut
Wütete teuflisch und forderte Blut
Das Firmament färbte sich dunkel und rot
Es floh in die Kirche in bitterster Not
Wer nicht vorher ersoffen war oder verbrannte
Doch es gab keinen Ort, der das Unheil verbannte
Bald hatten die Flammen die Kirche erreicht
Es schmolzen die Türen, sie hatten es leicht
Einen jeden zu finden, es gab kein Versteck
Und so schnell wie es kam war das Unwetter weg
Wo einst Häuser standen war Asche geblieben
Ein paar Körper die leblos den Fluss abwärts trieben
Verbrannt und verglüht, erstickt und ersoffen
Es hatte am Ende noch jeden getroffen
Viel später kam doch noch die Tochter zurück
Ensetzt wie sie war, sah sie spät erst ihr Glück
Denn mitten in Trümmern und wenig verkohlt
Lagen noch immer die Berge von Gold.
Bernstedt war eine sehr kleine Gemeinde
Die kaum jemand kennt, eben bloß irgendeine
Am Fuße der Berge und weit weg vom Meer
Da geht keiner mehr hin und kommt keiner mehr her