Warum bin ich nicht der Rasen
Der empfängt in schöner Nacht
Meine Schäferin zum Schlafe
Den die Liebe gut bewacht?
Warum bin ich nicht die Brise
Streichelnd über ihren Bauch –
Unter ihrem Fuß die Wiese
Und in ihrem Mund der Hauch?
Warum bin ich nicht die Welle
Die im Schoße sie empfängt
Warum bin ich nicht die helle
Kette, die sie um sich hängt?
Warum bin ich nicht der Spiegel
Der ihr schönes Antlitz zeigt –
Ihren Augen dieses Siegel
Ihrer Pracht entgegenneigt?
Warum bin ich nicht die Meise
Die sie froh und heiter macht?
Immer wieder singt sie leise:
"Küsse, Küsse!", Tag und Nacht!
Warum bin ich nicht das Hündchen
Das auf ihren Knien liegt –
Dieses kleine feuchte Mündchen
Das sich nahe an sie schmiegt?
Warum bin ich nicht die Laute
Über die ihr Finger schwirrt?
Zärtlich klingt mir die vertraute
Stimme, die das Herz verwirrt!
Nur ein zupfen dieser Schönen
Nähme mich sogleich hinfort –
Alle meine Saiten tönen
Mit den ihren im Akkord!
Warum bin ich nicht die Spindel
Könnte immer bei ihr steh'n
Und in einem süßem Schwindel
Würde ihre Hand mich dreh'n!
Warum bin ich nicht der Rocken
Den sie feuchtet mit dem Mund?
Wäre nie verdorrt und trocken –
Wäre glücklich und gesund?
Warum kann ich nicht im Fluge
Eines Traum's ihr Herz ersteh'n
Warum kann ich nicht vom Truge
In die Wahrheit übergeh'n?
Aber Ehrgeiz hat auf Erden
Meine Brust zu stolz geschwellt!
Alles möchte ich gerne werden –
Alles was ihr wohl gefällt!