Verflucht nicht, ihr Mägdgen, mein flüchtiges Lieben
Die Jugend, ihr wist's wohl, hat Feuer und Muth!
Es kauft ja ein jeder am liebsten frisch Gut
Drum las ich mich niemahls den Vorwurf betrüben
Ich wäre von Flandern und striche herum
Das thu ich und dencke: "Wer schiert sich was drum!"
Wir sind doch nicht alle vor eine gebohren
Und haben nicht alle solch Fleisch und solch Bein
Der Ersten, der Besten beständig zu seyn!
Der Lobspruch der Treue verführt nur die Thoren –
Was schadet's der Liebsten, die unser begehrt
Wenn man gleich zuweilen den Nebenweg fährt?
Der Wechsel vergnüget die menschlichen Sinnen
Dies lehrt uns der Umgang und auch die Natur!
Das Weltlicht verändert fast stündlich die Spur
Und einerley Farbe wird selten gewinnen –
Auch Zucker bringt Eckel durch steten Genuß
Und Fleisch alle Tage nährt blos den Verdruß!
Im Geigen entzückt uns ein künstliches Greifen
Das vielerley Stimmen und Tacte vermengt
Denn daß oft der Bogen die Quinte zersprengt
Macht, weil die Finger so lange drauf schleifen
Und daß auch der Ehstand die Liebe vergällt
Macht, weil er die Freyheit im Kercker behält!
Bedenckt euch, ihr Mägdgen, was wollt ihr viel sagen?
Ihr ändert ja jährlich Schmuck, Spizen und Kleid
Und wen ihr jezt selber durch Kuppler gefreyt
Dem gebt ihr das Jawort im Korbe zu tragen –
Daß mancher den Proteus nur Fabelwerck nennt
Macht, weil er die Farben der Schönheit nicht kennt!
Die Eifersucht haß ich noch ärger als Schlangen
Und hätt ich ein Mägdgen von englischer Pracht
Und würd ich auch stündlich zum Schwager gemacht
Ich wollte sie wohl nicht gerichtlich belangen –
Ich spräche: "Mein Engel, ach zürne nur nicht!
Dies sind ja die Besten, wo jedermann bricht!"
Nur kommt mir nicht etwan mit albernen Poßen
Und rückt mir die starcken Versprechungen vor!
Im Lieben hat warlich die Rache kein Ohr
Ich schwöre verbindlich, bis daß ich's genoßen
Und bin ich dann fertig, so schwenck ich den Hut
Und gehe zur andern, die eben das thut!
Ich habe, das glaubt nur, ein ziemlich Gewißen
Worein schon mein Scherzen manch Duzend begräbt
Die, wo ich auf Erden gewohnt und gelebt
Mein zärtliches Leiden befriedigen müßen!
Kommt, artige Kinder, kommt heufig heran
Dieweil ich noch manche beherbergen kan!
Mein Eigensinn legt sich auch hier auf das Wehlen
Versteht sich ein Mägdgen auf Küßen und Scherz
Und hat sie kein geizig noch murrisches Herz
So wird sie mein Abschlag warhaftig nicht quälen!
Ja, will sie es anfangs auch gleich nicht verstehn
So tröst ich mich immer: "Es wird schon noch gehn!"
Bald locken mich schwarze, bald feurige Kohlen
Bald ziehn mich die Blonden, bald reizt mich die Brust –
Die Tänzerin scheint mir geschickter zur Lust
Ich weis auch bey Lahmen mein Glücke zu holen!
Klug, thöricht, frey, furchtsam, starck, lang oder klein –
Sie seyn, wie sie wollen, ich finde mich drein!
Ich gönne ja jedem sein eigen Ergözen
Drum last mich zufrieden und gönnt es auch mir!
Denckt jemand zu lieben, der thu es noch hier
Eh Zeit und Verhängnüß den Scheidebrief sezen –
Die Welt hat nichts Süßers als dies, was man liebt
Drum leb ich und liebe, so lang es was giebt!