ÄNNCHEN:
(mit lebhafter Pantomime)
Kommt ein schlanker Bursch gegangen, blond von Locken oder braun, hell von Aug' und rot von Wangen; ei, nach dem kann man wohl schau'n!
Zwar schlägt man das Aug' auf's Mieder nach verschämter Mädchen Art. Doch verstohlen hebt man's wieder, wenn's das Herrchen nicht gewahrt.
Sollten ja sich Blicke finden, nun was hat das auch für Not? Man wird drum nicht gleich erblinden, wird man auch ein wenig rot!
Blickchen hin und Blick herüber, bis der Mund sich auch was traut!
Er seufzt: »Schönste!« Sie spricht: »Lieber!« Bald heißt's Bräutigam und Braut.
Immer näher, liebe Leutchen wollt ihr mich im Kranze seh'n? Gelt! das ist ein nettes Bräutchen, und der Bursch nicht minder schön!
AGATHE:
(die während des Liedes angefangen hat, das Kleid mit Band zu besetzen, fällt am Schluss mit ein). Und der Bursch nicht minder schön!
ÄNNCHEN:
So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch woie ich sein werde, (wichtig) wenn ich einmal Braut bin.
AGATHE:
Wer weiß! Doch ich gönne dir's von Herzen. Ist auch mein Brautstand nicht ganz kummerlos, besonders, seit ich heute vom Eremiten zurück kam, hat mir's wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt fühle ich mich um Vieles leichter.
ÄNNCHEN:
Wie so? Erzähle doch! Noch weiß ich gar nicht, wie dein Besuch abgelaufen ist, außer da** er dir der fromme Greis diese geweihten Rosen geschenkt hat.
AGATHE:
Er warnte mich vor einer unbekannten großen Gefahr. Nun ist seine Warnung ja in Erfüllung gegangen, das herabstürzende konnte mich töten.
ÄNNCHEN:
Gut erklärt! So muss man böse Vorbedeutungen nehmen.
AGATHE:
Die Rosen sind mir nun doppelt teuer und ich will ihrer auf das treuste pflegen.
ÄNNCHEN:
(ergreift das Gefäß mit den Rosen)
Wie wär's, wenn ich sie in die Nachtfrische vor's Fenster setzte?
AGATHE:
Tue das, liebes Ännchen.
ÄNNCHEN:
Aber dann la** uns auch zu Bette gehen.
AGATHE:
Nicht eher, bis Max da ist.
ÄNNCHEN:
Hat man nicht seine Not mit auch Liebesleutchen.
Sie entfernt sich mit den Rosen nach rechts.