2015 war ein großartiges Jahr für deutschsprachigen Rap! Über das beste Album in diesem Jahr könnte man stundenlang diskutieren, es war wahrscheinlich selten härter umkämpft. Hier ist die Liste der 20 besten Alben: 20. Die Orsons - What's goes Die selbsternannte "Rapband der Liebe" brachte jene im März in großen Mengen unters Volk. What's goes bietet für diverse Stimmungslagen eine große Auswahl an musikalischen Kunstwerken.
Durch das Album ziehen sich scherzhaft übersetzte Anglizismen, Partyhits zum Hüftewackeln, aber auch ernste und zum Nachdenken anregende Songs.
Typisch für die Orsons sind auch die Solo-Tracks auf dem Album, sowie völlig verrückte Beat-Experimente.
Als Featuregäste haben sich die Herren noch Maxim und die Sängerin Mine dazugeholt.
Darüber hinaus fand im Jahr 2015 das erste imaginäre Konzert der Deutschrap-Geschichte statt, welches ähnlich viel Spaß macht, wie das Album durchzuhören. - SinaTheQueen 19. Credibil - Rennæssance Die Erwartungen an „Renæssance“ waren groß. Mit „Deutsches Demotape“ und „Molokopf“, sowie „Ehrlich gesagt“, hatte der Frankfurter seine Fanbase aufgebaut. Bei seinem Debütalbum handelt es sich um ein etwas anderes, gar ungewöhnliches Rapalbum. Da** Credibil einer der lyrisch stärksten Rapper ist, hat er zuvor bereits bewiesen und unterstreicht es auf „Renæssance“ deutlich. Das zeigt sich in den kleinen Acapella-Pa**agen zwischen den Tracks. Auch in den drei „Akt Akapellas“, die zwischen den Abschnitten der Platte eingestreut werden und auch für sich, als alleinstehende kleine Gedichte, funktionieren würde zeigt sich die lyrische Begabung des Rappers, der hier etwas abliefert, das weit über das im Deutschrap gewohnte lyrische Level geht. „Renæssance“ ist ein Konzeptalbum, ein Gesamtkunstwerk. Jeder Track hat seinen Sinn, seine Bedeutung, seinen kleinen Beitrag zum großen Ganzen. In 3 Akten erzählt Credibil von „Inspiration“ bis „Goldener Sch(l)uss“ wahre Geschichten aus seinem Leben, mit deepen Texten, die zum Nachdenken und Nachforschen anregen. Credibil ist der Erzähler in einem Roman, den das Leben schreibt. Die Themen in den Texten sind sehr persönlich, ein Höhepunkt ist der Track "Augenblick", in dem Credibil sich mit der Problematik seines abwesenden Vaters beschäftigt. - t0n1ght 18. Ali As - Amnesia Da** Amnesia eines der potentesten Deutschrap-Alben 2015 werden muss, war spätestens nach Hoodie x Chucks auch dem letzten Hinterwäldler bewusst. Wenn auch stets Kinder hier sein Talent runterspielen wollen wie Tetrisblöcke, müssen diese eingestehen, da** sein Album hitlastig ist wie Eva Braun. Solche starken Vergleiche ballerte er nicht nur auf seinen Vorabreleases raus, sondern begleiten den Hörer durch das ganze Album. Der gewisse Unterschied zu den anderen Punchlinema**aker-Rappern à la Kollegah und Farid Bang ist jedoch, da** sein überdimensionaler Wortwitz eben nicht einer fundierten Aussage im Wege steht, sondern die Message seiner Texte verbildlicht.
Der Inhalt ist eine Mischung aus Darstellung von brisanten Themen des Jahres, Kritik an dem rustikalen System, den rustikalen Künstlern und Selbsdarstellern. Dennoch appelliert er (gerade bei Sonnenmaschine) an den Opportunisten in uns allen und lässt einen beim Konsumieren immer wieder schmunzeln, auch wenn man nur an einen Bruchteil seiner Raffinesse hangen bleibt.
Die Features lehnen sich textlich und flowtechnisch stark an Ali As an, so da** die Stimmung und das Niveau keineswegs unterbrochen werden, sondern sich harmonisch am Werk anschmiegen. Gerade bei Pretty Mo kamen die Erinnerungen an Ali As Anfänge in der Baåder Meinhøf Bande hoch.
Der Sound ist orientalisch angehaucht, h*mogen und hat oftmals einen dynamischen Swing-Charakter, der schnell mal von den Texten ablenken kann.
Summa summarum ein sehr gutes Album von einem gewohnt herausragenden Künstler, welcher dadurch seine Fanbase um einen großen Teil erweitern konnte, auch wenn er wohl leider noch immer zu den Most-Underrated-Künstlern zählt. - VwieVeteran 17. Vega - Kaos „Kaos ist mein Homecoming", heißt es auf Vegas viertem Soloalbum. Seit dem Release von Nero zwei Jahre zuvor hatte sich für ihn so einiges verändert. Er hatte sich von seinem früheren Management getrennt, musste mit seinem Label eine finanziell harte Zeit überwinden und durchging eine persönlich schwere Zeit. Auch gute Veränderungen gab es, so nahm er 35kg ab, begann sich vegan zu ernähren, startete eine neue Beziehung und stellte die Organisation hinter Freunde von Niemand komplett neu auf. Nach einer sehr ausführlichen Promophase erschien dann im Jaunar die langerwartete Platte Kaos. Da** Vega wieder Freude an der Musik hat, hört man sehr deutlich. Der Wandel ist ihm gut bekommen, seine Lust merkt man ihm an, er wirkt frisch, wach und motiviert. Anders als das zuvor sehr düstere Nero ist Kaos die perfekte Mischung aus gefühlvollem Pathos-Rap, wie wohl nur Vega ihn beherrscht, und gewohntem frankfurter auf-die-Fresse Battlerap/Straßenrap. Es gleicht seinem Debütalbum Lieber bleib ich broke, scheint aber runder und vollständiger zu sein. Vega orientiert sich am HipHop, wie er ihn vor 5 Jahren gemacht hat, ohne dabei altbacken oder redundant zu wirken. Besonders stark hervorzuheben ist der Track Kosmos, der als Outro dient. Wer Vega länger verfolgt, weiß wie wichtig ihm Outros sind. Diesmal ist dieses seinem Freund Ali B. gewidmet, der zum Release von Kaos nach einem Autounfall im Koma lag. Feature-technisch sind mit Azad und Moses Pelham auf Kaos Künstler vertreten, die nicht nur als Szenegrößen gelten, sondern die Vega auch lange Zeit als Wunschfeatures genannt hatte. Auch ein abschließendes Versprechen gibt es auf Kaos, Vega rappt im Song Raus: „Was ich nächstes Jahr anstelle, wird alles töten!“ - t0n1ght 16. Marsimoto - Ring der Nebelungen „Was ist da denn los?!“, fragte sich mancher, als Marterias grüner Alter Ego Marsimoto vergangenen April "Illegalize It“, den ersten Song zum neuen Album, veröffentlichte. Ein randalierendes Brett, das obendrein gleich mit der ersten Zeile fordert „alle Kiffer“ einzusperren? Letztlich entpuppte sich beides aber als halb so wild (Marsianer dürfen freilich ungestört weiterrauchen).
Musikalisch dominieren auf Ring der Nebelungen wieder entspannte Beats und mysteriöse Soundlandschaften, die mit allerhand kreativer Spielereien angereichert sind. Nur hin und wieder lässt der Green Berliner die bengalischen Tiger zur Auflockerung von der Leine, dann aber noch konsequenter als auf dem Vorgängeralbum Grüner Samt.
Wer sich von absurden Textpa**agen, bei denen sich die Frage nach der Ideenquelle wohl erübrigt, nicht irritieren lässt, der kann auf Ring der Nebelungen auch einige clevere Zeilen entdecken. „7 Leben“ bietet etwa tatsächlich kurzweiliges (Hi-)Storytelling.
So gelingt Marsimoto etwas, an dem schon einige Künstler gescheitert sind, die sich vornehmlich über den Rauschmittelkonsum definieren: Man hat auch als nüchterner Hörer seinen Spaß und ahnt, da** man hier eines der Plattenhighlights 2015 vor sich hat. - Light102 15. Xatar - Baba aller Babas Xatars Album "Nr. 415" lag bereits drei Jahre zurück und war aufgrund der fehlenden Aufnahmemöglichkeiten im Gefängnis für viele nicht zufriedenstellend. Mit seiner dritten Scheibe “Baba aller Babas” lieferte der Goldräuber jedoch ein vollwertiges Album ab, das sich perfekt in die überzeugende Diskographie seines aufstrebenden Labels (Alles Oder Nix-Records) einreiht.
Vor allem die Beats von Hausproduzent REAF und unter anderem Xatar selbst, gaben dem Album einen exzellenten Soundteppich – der sich hörbar am Flavour der goldenen 90er des Hip-Hops orientiert und um einige eigene Komponenten erweitert. Jedoch kann auch die Textbasis überzeugen. Xatar schafft es seine Lebenserfahrung in seine Songs zu geben. Sei es das Anprangern der deutschen Justiz und Exekutive in "Justitia" oder die Erfahrungen mit der altbekannten b**h namens Geld in "Meine große Liebe". Auch die Featuregäste in Form von Flowmaschine Olexesh und Alleinentertainer SSIO geben dem Album die nötige Abwechslung. Zusammengefa**t: Der Bira hat Deutschrap Anno 2015 ordentlich aufgemischt, um einen erfrischenden Aspekt erweitert – und sich seinen verdienten Platz in der Szene zurückgeholt. - AlStone 14. Genetikk - Achter Tag Genetikk habe die Pfade von D.N.A. und Voodoozirkus eingestampft und einen neuen, unbekannten Weg eingeschlagen – oder pendelt nun sogar zwischen zwei grundverschiedenen Richtungen hin und her…
So in etwa ist der Tenor der Kritik zu Genetikks viertem Album Achter Tag, das sie pa**enderweise an Tag Acht im Mai 2015 veröffentlicht haben.
Zugegeben, am Rande der Kluft zwischen den dominierenden Themengebieten ist schon ein tiefer Abgrund zu sehen, aber die Jungs aus Zazabrooklyn waren immer schon radikal und auch ein gewisses Maß an Ambivalenz kann man ihnen nicht absprechen.
Achter Tag begrüßt mit dem Titelsong, der mit Wu-Tang'scher Anmutung von einem asiatischen Movie-Sample eingeleitet und von einem Beat abgelöst wird, der ebensogut frisch von der West Coast eingeflogen sein könnte. Karuzos unverkennbare, raue Stimme und perfekt gesetztem Flow im Migos-Style machen aus diesem Intro ein Brett. “Rap Superstar” und “Überüberstyle” schaffen es die eingangs erzeugte Kopfnicker-Stimmung weiterzutragen.
Zum einen geht es um gesellschaftskritische Themen, wie im tadelnden “Wünsch dir was”, dessen Desillusionierung durch dezent eingesetzte Elemente aus der Märchenwelt aufgelockert wird, andererseits ist der unbedingte Wunsch nach Erfolg, ihr Streben danach, Reichtum und dem uneingeschränkten Frönen des Konsums Gegenstand der Lyrics. Diese Thematik gipfelt mit “22MMM” in einer Huldigung von Nike, Adidas & Co. SSIO liefert auf “Jungs ausm Barrio” einen überragenden Gastpart ab, dem es höchstens an einem “Nuttööö!” fehlt. Abschließend gibt sich Genetikk in “Sterne” und “Outta This World” spirituellen Fragen hin.
Wodurch ein Album aber erst zu einem Genetikk-Album wird ist, wenn Karuzo Einblicke in seine innere Welt gewährt. Im Laufe seiner Entwicklung hat Karuzo mit jedem Album näher zu sich selbst gefunden und sich vom zerstörerischen Wahnsinn entfernt, was auch die Darstellung seiner Welt verändert hat.
Bekam man bisher nur die im Chaos versinkende, verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung des “Clown” Karuzo detailliert umschrieben, wird seine Innenwelt im Track "Caput Mundis" nun durch Bezugnahme auf die antike Mythologie und nicht zuletzt natürlich dank der Videoauskopplung deutlicher beschrieben als je zuvor und aus einer abstrakten Vorstellung wird ein klares Bild von Karuzos Zufluchtsort. - Nika08 13. Mauli - Spielverderber Wer mag schon Spielverderber? Wenn es um das mehrmals verschobene und dann doch überraschend releaste Album von Mauli geht, wohl nicht wenige. Der Berliner Rapper und Beatproduzent, der früher als DirtyMaulwurf im VBT, vor allem als Hook-Experte, viel Aufsehen erregte, hat die Richtung, in die die neue Rap-Generation 2015 wanderte, eindeutig mitbestimmt. Die Einstellung "Feeling über Technik", die Mauli offensichtlich teilt, wie man an den endlosen Halftime-Pa**agen unterlegt mit Echo- und Autotune-Effekten unschwer erkennen kann, war dieses Jahr ein Erfolgsgarant für so einige Sprechgesangsartisten, allen voran LGoony. Mit jenem Kölner Künstler hat der Carbon-Klonkrieger auch die thugesken Beats und den Battlecharakter gemeinsam. Was ihn dennoch einzigartig macht, ist das Namedropping, da** er auf nahezu keinem seiner Tracks zu kurz kommen lässt. Audio88, Timeless, aber größtenteils eRRdeKa müssen unter witzigen bis gemeinen Lines leiden, die man als Rap-Fan gar nicht ha**en kann und genau das macht das Album so speziell. Denn kaum einer hat vor Mauli versucht Battle-Rap mit futuristischen Sounds zu verbinden und war dabei erfolgreich. Hinzukommend setzt er auf jedem der 11 Songs von "Spielverderber" auf pure Ignoranz, Respektlosigkeit und Hybris, wie keiner in der Deutsch-Rap-Szene sie hat und schafft es dabei dennoch weder unsympathisch noch monoton zu wirken. Aber la**en wir dem "Frechdax" lieber selbst das letzte Wort: "Das hat nichts mit Neid oder mit Eifersucht zu tun. Oder denkst du, ich will auch so scheiße sein wie du?" - Nano Miratus 12. Haftbefehl - Unzensiert Nach dem überraschenden Release des Mixtapes mit knapp einer Stunde Spielzeit war wohl die wichtigste Frage: „Kann das Tape mit dem letzten Meisterwerk mithalten?“
Die Voraberscheinungen "Copkkk**a" und "Depressionen im Ghetto" waren vielversprechend. Die Themen: Das extreme und versiffte Gangsterleben, der Ha** auf die Obrigkeit und die Kritik an den Missständen auf der Welt. Während Haftbefehl in "069" nochmal die Intention verdeutlicht: Warum kommt das Album denn schon wieder im Winter?
Das ist Räubermusik und da wirds früher dunkel, was ne Frage, behindert? Geht es in "Frisch aus der Küche" um das düstere Untergrund-Drogenleben. Ein protziger Beigeschmack, wenn er auf Chrom vorbeirollt. Dazu kommen stolze 17 Features aus seinem und gut befreundeten Camps.
Zwei Lieder scheinen hingegen aus diesem Mixtape herauszustechen: Zusammen mit HipHop-Veteran Moses Pelham rechnet er auf "Aus Hater werden Fans" abermals mit seinen Hatern ab. Dementgegen entpuppt sich der scheinbare neue "Chabos"-Allstartrack mit sage und schreibe zwölf Features als ein gelungener Promotrack für seine Mode-Reihe.
Durchgängig spiegelt ein düsteres, leicht deprimierendes und doch abwechslungsreiches Soundbild, produziert von Bazzazzian, den Inhalt der Texte wider.
Zusammenfa**end ist "Unzensiert" kein nur mal nebenbei releastes Mixtape, sondern ein atmosphärisches Meisterwerk, welches Themen behandelt, mit denen Haftbefehl den Nerv der Zeit trifft. - VwieVeteran 11. Gzuz - Ebbe & Flut "G-Z-U-Z Ghettozeug unzensiert" beschreibt Gzuz seine Musik treffend auf "Bringt es kein Geld". Tatsächlich schafft er auf Ebbe & Flut Bilder die sich zu einem Gangster-Film formen. 187-Stra**enbande-Producer Jambeatz hat jeden Song produziert und sorgt mit seinen Beats für den atmosphärischen, meist bedrohlichen Soundtrack, während Gzuz seine Parts drüberspuckt. Die lyrische Rafinesse erschließt sich vermutlich erst beim zweiten Hören, zeigt sich dann aber in der Ode an die "9mm" oder in "Rückspiegel" mit dem langjährigen Hamburger Kumpanen Kontra K. Mit "Heiraten" zeigt er Bruno Mars wie man einen männlichen Verlobungs-Song schreibt und fast jeden Song würzt Gzuz mit den unterhaltsamsten Adlibs. Auf ihrem Album "High und Hungrig" haben Gzuz & Bonez bereits gezeigt wie gut sie harmonieren auf Gzuz' Solo-Debüt haben sie ihre Zusammenarbeit noch verbessert. Mit nur knapp 42 Minuten Spielzeit ist das Album so kurzweilig wie abwechslungsreich. Gzuz setzt auf kurze Tracks (mit dem Intro sind neun(!) Songs kürzer als drei Minuten) und Experimentierfreude. Dancehall, Boom bap, Trap Gzuz weiß über alles zu rappen oder geht zu einem düsteren Sing-Sang über. Selbst ohne Interviews oder festem Datum des Release, wäre es Gzuz beinahe geglückt vor Selfmades "Chronik III"-Sampler auf der 1 zu charten, er hätte es verdient. - Tobias Wilinski 10. Bushido & Shindy - CLA$$IC Bisschen "FBGM", bisschen "CCN III" und ganz viel Rap-Innovation - und trotzdem oder auch gerade deswegen kehren Fans den beiden nicht den Rücken zu. Bushido und Shindy haben mit "CLA$$IC" einen Hype entfacht: Chartspitze in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Platz 20 in den deutschen Jahrescharts und 80.000 verkaufte Einheiten. Die selbsterfüllende Prophezeiung von Shindy auf "Brot brechen" lässt sich an dieser Stelle gut zitieren: "'CLA$$IC' zählt zu den geschichtlichen Ereignissen." Jedoch kommt der Hype nicht von ungefähr. Die beiden beweisen mit dieser Platte, da** sie noch immer hungrig, aber vor allem hungriger als je zuvor sind und sich dabei auch nicht von herkömmlichen Beats musikalisch untermalen la**en. Mit dabei sind Features, die viele überraschten. Ali Bumaye war zu erwarten, doch keineswegs Marteria und Yasha. Noch nicht Sensation genug? Dann müssen hier selbstverständlich auch Money Boy und Hustensaft Jüngling erwähnt werden, die sich mit j**eils einem Part am Ende des letzten Tracks verewigt haben. Der größte Diss an die Deutschrap-Szene seit langem ist Bushido und Shindy wahrlich gelungen, wenn man bedenkt, da** sie die letzten Zeilen des Albums mit seinem jetzt schon selbstreferenzierendem Titel der umstrittenen Glo Up Dinero Gang überla**en: "Von Berlin nach Wien, wir sind international. Orangensaft verschütten, interkontinental."- Nano Miratus 9. Audio88 & Ya**in - Normaler Samt Eine Review (aka Lobhymnenüberschuss) über ein Album zu schreiben, das inzwischen über ein Jahr alt ist, gestaltet sich in der Regel schwierig.
Bei Audio88 & Ya**in ist das Gegenteil der Fall.
Obwohl der erste Song davon, sogar noch 2014, samt großartigem Fideo (inklusive PAPAGEI!) erschien, bleibt dieses Album seit Release konstant auf Dauerrotation auf meinem Handy. Immer wieder liefert es mir weitreichende Erkenntnisse à la "Laktoseintoleranz - das Aids des kleinen Mannes" & "Aber la** uns jetzt noch schnell den Nahost-Konflikt lösen. Wir sind doch grad in Dresden" bis hin zu großartigen Beleidigungen: "Deine Mutter kontrolliert ehrenamtlich Fahrscheine in der U8" & "Da** dein Vater dich schlägt kann man ihm nicht verübeln
Deine Mutter kann ja die Hausarbeit nicht ganz alleine machen". Die szeneinternen Lobeshymnen gingen ins Unermessliche und wurde sogar auch szeneextern mit Reviews außerhalb des üblichen HipHop-"Journalismus" bedacht.
…Weshalb es auch vielleicht der durchaus fragwürdigen Ehre zuteil wurde, im 16bars-Jahresrückblick in die tolle Kategorie „Feuilleton Rap“ einsortiert zu werden.
Neben der unbestrittenen inhaltlichen Raffinesse, sollten auch die beattechnischen Produktionen Torky Torks gewürdigt werden, der sogar mit einem Instrumentalsong auf dem Album glänzt.
Zudem sollte man die Gesamtleistung Audio88 & Ya**ins würdigen: Ungekrönte Photoshop-, Hymnenkopier-, 1-Wortpunchlinekönige, du Schmutz!
Die Hoffnung, da** es diesmal zum Nachfolgealbum etwas weniger als 4-5 Jahre dauert, nährt sich mit bereits rausgehauenen Songs, die wiederum fast die Brillianz des normalen Samts übertreffen. - Sinatra 8. MoTrip - Mama Im Jahr 2012 – ein Jahr, nachdem er ohne jegliches Eigen-Release erstmals beim Splash! auftrat – erzählte er uns auf Embryo von seinem Kampf nach oben und gewährte Einblicke in seine Gefühle und Gedanken. Mit Mama scheint er seinen Platz an der Spitze nun endlich gefunden zu haben.
Was Technik, Style und sein Talent als Wortakrobat angeht, steht MoTrips Können spätestens seit seinem Debüt außer Frage und mit Mama hat er es weiter gefestigt.
Besonders bei den Tracks "David gegen Goliath" und "Wie ein Dealer" schafft er es Representing und Tiefgang miteinander zu verbinden.
Zusammen mit "Mathematik" – ein Paradebeispiel für den Einsatz von Wortspielen -, "Trip", "Wut", "Hype" und "Fan" bilden sie die erste Hälfte des Albums, die sich mit der hiesigen Rapszene auseinandersetzt. In der übt Trip ordentlich Kritik an der Szene und der dort herrschenden Erfolgssucht und Profitgier (z.B. "Wut"), ohne jedoch zu vergessen denjenigen zu danken, die ihn dazu motiviert und inspiriert haben, mit dem Rappen anzufangen ("Fan").
Was in der zweiten Hälfte des Albums auffällt ist MoTrips beispielhafter Umgang mit der Vorbildfunktion, die er, genauso wie jeder andere deutsche Rapper, inne hat.
So äußert er beispielsweise Kritik am deutschen Schulsystem, stellt aber auch unmissverständlich klar, wie wichtig Bildung für die Selbstverwirklichung eines Jeden ist ("Kaltes Wa**er"). All denen, die sich in diesem System übergangen fühlen und ihren Platz in der Welt noch noch nicht gefunden haben vermittelt er in "Malcom Mittendrin" ein Gefühl der Zugehörigkeit. Auch für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Welt und Umwelt tritt der auf Mama ein ("Wenn die Sonne tief steht").
Mama ist nicht nur das Zeugnis für MoTrips Findung seiner Rolle als Künstler, sondern auch Denkanstoß, Stütze und Rap-Entertainment, das seinesgleichen sucht. - Nika08 7. Fatoni & Dexter - Yo, Pica**o "Aha, Dexter, Fatoni, yeah, yeah, yeah." - das sind die ersten Worte auf "Yo, Pica**o", dem zweiten Solo-Album des Münchner Rappers und Schauspielers Anton Schneider, besser bekannt als Fatoni. Na gut, so ganz solo ist es nicht, denn der Gold- und Platin-Produzent Dexter liefert die Beats (allerdings auch einen 16er) für dieses 13 Tracks starke Werk, auf dem unter anderem auch Kryptik Joe von Deichkind gefeatured ist. Ein "Yo" im Titel, Ah- und Yeah-Adlibs zur Genüge, Samples und Scratches ohne Ende und Dexter-Instrumentals - eigentlich die perfekten Vorraussetzungen für ein typisches Rap-Album. Doch wer Fatoni kennt, der weiß, da** viel mehr dahinter stecken muss. Wortspiel, Selbstironie und einen Haufen Message findet man auf der Platte, die von Cover und Titel bis hin zu den Parts komplett durchdacht ist. Und obwohl es intelligenter Sprechgesang ist, schaffen es die beiden, den Hörer durch die schöne musikalische Untermalung auch zu behalten. Denn damit scheinen viele ähnliche "intelligente" Rapper zu kämpfen. Doch auch seine Sk**s in Sachen Inhalt, Flow und Technik hat Fatoni auf "Yo, Pica**o" zweifelsfrei nach oben katapultiert, wenn man als Vergleich seine Anfänge mit der Rapcrew Creme Fresh, aber auch sein erstes Album heranzieht. Durch diesen Geniestreich konnten Fatoni & Dexter sich Platz 23 der deutschen Charts sichern und überdies noch mehr Aufmerksamkeit in der Rap-Szene erlangen. Ironisch, da** Dexter auch für den Beat von Fatonis Song "Lauf der Dinge" verantwortlich war, der dem Münchner den ersten Untergrund-Fame bescherte. Was "Yo, Pica**o" uns dieses Jahr zeigte: Scharfsinn in Verbindung mit Hip-Hop - machbar. - Nano Miratus 6. Disarstar - Kontraste Nachdem die ersten Gehversuche Disarstars im deutschen Rap in Form von diversen Free-Mixtapes und EPs schon 5 Jahre lang stattfanden, erblickte im Juni endlich das erste richtige Album des hübschen Hamburgers sowohl das Licht, als auch den Schatten der Welt.
"Kontraste" bietet eine Auseinandersetzung mit seiner doch recht bewegten Vergangenheit, was "Freizeitgestaltung", Partnerschaften und den Platz im Leben angeht. Darüber hinaus wird allerdings auch ein Blick in die Zukunft der Gesellschaft geworfen, wie diese später einmal auf die heutige Lage blicken könnte.
Die Sinnsuche, die er mit seiner Musik betreibt, hat oft einen kollektiv ausgerichteten Charakter, wenn es um Politik oder die Möglichkeiten geht, wie die Menschheit sich entwickeln kann - sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Trotzdem zählt die Verantwortung jedes Einzelnen natürlich mit.
Mit seinem ersten Album gelang Disarstar prompt der Einstieg auf Platz 19 der deutschen Albumcharts - in unserem (durchaus relevanteren) Ranking schafft er es sogar auf Platz 6! - SinaTheQueen 5. LGoony - Grape Tape Fitnesstraining, Premiumboxen, Chartplatzierungen und Motivationsarmbändchen sind eine Seite von Deutschrap 2015. Doch ganz im Stil von Money Boy ziehen es die jüngeren Mitglieder der Glo Up Dinero Gang vor, ihre Sachen im Internet kostenlos anzubieten - so auch LGoony. Der Kölner Ludwig Langer, der als "Deutschraps neue Hoffnung" gehandelt wird, beim Splash! einen soliden ersten Auftritt abliefern konnte und von seinen einstigen Rap-Idolen dafür gefeiert wird, was er macht.
Der Sound irgendwo zwischen Trap und Cloud Rap, den er selbst als "electronic lightcore / synthetic swingbounce" bezeichnet (und von dessen Einordnung er sowieso nicht viel hält), bietet einen Rahmen für seine Abrechnung mit dem Rapgame der Gegenwart, der Auseinandersetzung mit (vermutlich derzeit noch fiktivem) Superreichtum und der Huldigung von Cartoon- und Animehelden.
Querverweise findet man sowohl in den Lyrics, als auch auf seinem Albumcover, das Graphizzle Novizzle mit ihm bis ins kleinste Detail ausgearbeitet hat und in die Lieblingsfarbe "Grape" tauchte.
Auf diesem Tape gibt es zwar auch Lieder über Geld und Diamanten, Hustensaft mit Sprite und teure Autos. Darüber hinaus werden allerdings Statements über die Lebensweise eines jungen Mannes gemacht, der 2015 einfach nichts weiter macht, als die Musik, die er fühlt, für die Leute, die es feiern - und das gern auch mal in einer nächtlichen Session, neben Dosensuppe und mit der Inspiration, die ihm das Internet in seiner unfa**baren Breite liefert.
Namhafte Featuregäste, überproportional talentierte Beatbastler, viel mehr als nur Autotune und der geträumte Wohlstand - das Grape Tape hat das Jahr 2015 definitiv versüßt. - SinaTheQueen 4. Alligatoah - Musik ist keine Lösung „Ihr habt lang drauf gewartet, das Comeback des Jahres…“, tönt es einem im Intro entgegen. Ist das nicht etwas großkotzig möchte man sich fragen. So lange hat der "Willst du"-Rapper ja noch keinen großen Erfolg. Aber der Schein trügt. 14 Songs lang baut sich das Album mehr und mehr auf, um dann im Titeltrack das Album in Perfektion abzuschließen. Dabei bekommt gefühlt jeder auf dem im Wald entstandenen Album sein Fett weg. Über C-Promis, Umweltverschmutzer und Doktoren bis hin zur Krebskrankheit und sich selbst. Und das alles auf Raptechnisch hohem Niveau, so wie man das als letztes von Alligatoah auf seinem 2008er „In Gottes Namen“ zu hören bekam. Alligatoah verzichtet auf Zweckreime und schreibt wie gewohnt Hooks, die sich ins Gehör brennen. Mit "Denk an die Kinder" und "Du bist schön" kreiert er sogar zwei, welche gefährlich nahe am Genre des Schlagers kratzen!
Letztendlich prägen die Lines das Album. Sie sind die Highlights. „Tja, denn Kleider machen Leute, doch die Leute, die die Kleider machen, leisten sich bis heute leider weniger Designerjacken“, „Michael Jackson-Style, ich muss Schritt halten“ oder “Mach‘s wie wir uns ist die Schöpfung Latte, wenn Gott nur 7 Tage braucht kann er's ja öfters machen” sind oberste Liga, inhaltlich und raptechnisch. Und wem das zu viel ist, der kann sich die minimalistische Straßenmusik-Variante anhören. - timepa1ace 3. Kollegah - Zuhältertape Vol. 4 Knapp sechs Jahre ließ er Fans auf ein weiteres Zuhältertape warten. Kollegah hat die Zeit produktiv genutzt: Mit 20 Tracks und mehr als 71 Minuten Spielzeit ist es sein längstes Tape und vermutlich das mit den meisten Punchlines des Jahres (Jahrzehnts?!). Der Erfolg hat ihn nicht gesättigt, im Gegenteil: Kollegah wirkt hungrig und konzentrierter und schafft es, Geschichten zu erzählen, Reimketten zu basteln und Punchlines in solch einer Dichte zu kreieren, da** der Hörer sich auch nach Wochen über ein bislang unentdecktes Wortspiel freuen kann, als hätte er einen verloren geglaubten Schein im Portemonnaie gefunden. Kollegah verzichtet auf Feature-Gäste und tritt so als Erzähler seiner Gangster-Stories auf. (Man könnte auch dieses Album als Film bezeichnen, aber ausnahmsweise hat Kollegah tatsächlich einen Film gedreht.) Die meisten Beats stammen von Alexis Troy und transportieren häufig eine düstere Atmosphäre. Da** Kollegah auch auf fröhliche Karibik-Sounds rappen kann, zeigt er auf „Bye Bye Mr. President“. Ein Highlight ist die Video-Auskopplung „Pitbulls & AKs“ - einer von zwei Beats, der von Alles-Oder-Nix-Records-Producer REAF stammt und ein perfektes Beispiel dafür ist, welche Tempowechsel auf einem eher langsamen Beat möglich sind. Obwohl die Texte natürlich zum größten Teil fiktiv sind, lässt Kollegah auch hinter die Fa**ade blicken, bringt persönliche Ansichten und seine Biographie ein. Mit dem Zuhältertape hat er es geschafft, Adele und Helene Fischer im Weihnachtsgeschäft von der 1 in den Charts zu verdrängen, Spotify-Rekorde zu brechen und eins der besten Alben/Tapes des Jahres zu produzieren. -Tobias Wilinski 2. Zugezogen Maskulin - Alles Brennt Im Februar haben Zugezogen Maskulin, bestehend aus grim104 und Testo mit "Alles Brennt" der Szene aus Höhlenrappern das Feuer gebracht und konnten damit sicher auch viele Herzen neuer Fans entflammen und sie für ihre Gang gewinnen.
Das Album setzt sich mit vielen Themen auseinander, die einem als "Neu-Berliner" bei der kritischen Betrachtung des Umfeldes aufstoßen können. Da wären zum einen die Medienagenturen der Hipster-Szene in "Agenturensohn", sowie auf der anderen Seite die Geschehnisse am Oranienplatz, wo ein Flüchtlingscamp geräumt wurde.
Jedoch ist das Album kein bloßer Fingerzeig auf das, was in der Welt falsch läuft: In "Guccibauch" wird thematisiert, wieso viele über schlimme Themen reden, anstatt etwas zu unternehmen: Weil es so bequem ist.
Mit den einstigen Idolen brechen grim104 und Testo in "Vatermord".
Darüber hinaus noch einige Auseinandersetzungen mit der Drogenszene, von der zeremoniellen Einnahme der Schamanen-Pampe Ayahuasca über den Wertewandel des Weed-Konsums in "Grauweißer Rauch".
Den Höhepunkt des Albums bildet Plattenbau O.S.T., ein Lied, das vom Heranwachsen handelt. Da dies an manchen Orten des Landes eben wenig idyllisch ist, kommt es völlig ohne unnötigen Kitsch daher. - SinaTheQueen 1. K.I.Z. - Hurra die Welt geht unter Gregor Gysi an*lysiert, der Focus lobt sie, die 1Live-Krone tragen sie mit Stolz. K.I.Z. hat es mit "Hurra die Welt geht unter" geschafft 2015 medial zu prägen, Diskussionen zu begleiten sowie auszulösen. Statt "Pullersongs" und Battlerap befa**t sich jeder Song mit einem bestimmten Thema. Persönliche Fragen haben K.I.Z. in Interviews meist ironisch beantwortet. "So Alt" war fast die einzige Quelle, die in Gefühlslage und Biografie blicken ließ. Das sollte sich mit HDWGU ändern. Während Tarek von einer gescheiterten Liebesbeziehung berichtet, wünscht Maxim sich zwei Kugeln für seine Eltern und Nico outet sich als Gott. Da** er das als Producer ist unterstreicht er hier. An jedem Beat, von denen manche schon zu RapDeutschlandKettensägenMa**aker-Zeiten entstanden sind, hat er mitgewirkt, sie mit Effekten und Samples veredelt und mit Melodie- bzw. Beatwechseln dafür gesorgt, da** das Album auch nach einer Woche auf Repeat Überraschungen bietet. Mit 13 Songs ist es das mit Abstand kürzeste K.I.Z.-Album, doch vermutlich auch das Stimmigste. Während ein Song wie "Halbstark" zwar Dynamik ins Album brachte (aber auch zum Skippen anregte), schaffen sie auf HDWGU Abwechslung, indem sie unterschiedliche Themen, mutige Solotracks, starke Featuregäste und einen großartigen Sound verbinden. Prädikat: Unskippbar. -Tobias Wilinski